Sepp Forcher
Publikumsliebling Sepp Forcher ist tot: Nur drei Wochen nach dem Ableben seiner Ehefrau Helli ist der beliebte Radio- und TV-Moderator sowie Vermittler von österreichischen Traditionen und Bräuchen heute, am Sonntag, dem 19. Dezember 2021, kurz nach seinem 91. Geburtstag (17.12.) gestorben.
ORF/Günther Pichlkostner
Sepp Forcher hat eine bewegte, tief mit der Natur verbundene Lebensgeschichte hinter sich. Am 17. Dezember 1930 in Rom als Giuseppe geboren, ist Sepp Forcher Südtiroler Abstammung.
Seit 1940 lebt er in Salzburg. Hier hat Sepp Forcher die Volksschule besucht, später unterstützte er seine Eltern bei deren Tätigkeit als Hüttenwirte im Tennengebirge. 1950 ging er nach Kaprun und war dort zuerst als Hilfsarbeiter und dann beim Störtrupp der Tauernkraftwerke bis 1952 beschäftigt. Bis 1955 arbeitete Sepp Forcher als Träger, Bergsteiger und Mineraliensucher sozusagen freiberuflich.
Im Spätherbst 1955 übernahm er die Pacht einer Schutzhütte in Großarl (Berglandskiheim), 1956 heiratete er seine Helli, es wurde Peter, der erste Sohn geboren. 1959 dann die Geburt von Sohn Karl. Damals waren Helli und Sepp Forcher Hüttenwirte auf dem Zeppezauerhaus am Untersberg bei Salzburg.
Von 1966 bis 1971 bewirtschafte das Ehepaar Forcher einen Hüttenbetrieb in Krippenbrunn am Dachstein. Von dort übersiedelte die Familie Forcher nach Salzburg und übernahm den „Platzlkeller“, ein Bierrestaurant in der Stadtmitte von Salzburg. 1976 markiert einen traurigen Punkt im Leben der Forchers. Durch einen Unfall stirbt Sohn Peter. Helli und Sepp Forcher beenden ihre Wirtstätigkeit.
Seither ist Sepp Forcher beim ORF tätig, gelegentlich arbeitete er bei verschiedenen Salzburger Tageszeitungen mit. Sepp Forcher wurde mit dem René-Marcic-Preis und dem Hans-Kudlich-Preis ausgezeichnet. Seit 1962 trägt er seinen Vollbart, seit 1975 gehört die Glatze zu seinem Markenzeichen. Ebenso zu seinem Markenzeichen ist der typische Salzburger Dialekt geworden, in dem er durch die Sendung führt.
Wie Sepp Forcher zum Radio kam
Sepp Forcher kam zufällig zum Radio. Bei seinem ersten Auftritt 1963 erzählte er Rosemarie Isopp für „Autofahrer unterwegs“ im Salzburger Kongresshaus die Sage von Kaiser Karl im Untersberg – aber nur, weil an diesem Tag schlechtes Wetter war. Bei gutem Wetter wäre er auf seiner Hütte geblieben und hätte sich um die Gäste gekümmert.
Die eigentliche Radio-Entdeckung war an einem 6. Dezember: Im Wirtshaus von Günter Essl in der Stadt Salzburg gab es einen Stammtisch, der regelmäßig von Radio Salzburg übertragen wurde. Für diesen Tag und die Radioübertagung suchte man einen Nikolaus. Essl schlug Forcher vor: „Der Forcher ist gescheit, er kann reden und einen Bart hat er auch.“ Sepp Forcher kam also als Nikolaus in die Live-Sendung, fand nicht – wie ausgemacht – seinen Text vor und kannte auch die Stammtischrunde nicht. Aber Forcher hatte nicht nur einen Nikolausbart, er zeigte auch, dass er gescheit war und reden konnte: Seine Improvisation hatte größten Erfolg.
Landesintendant Rudi Bayer holte Forcher daraufhin 1976 ins Landesstudio. "Mit’n Sepp ins Wochenend„, “Mit’n Sepp ins Museum„, das Wunschkonzert “Ein Gruß an Dich" und Bergsteigersendungen wurden Publikumsrenner im Radio. Forcher gestaltete weit mehr als 1.000 Sendestunden.
Wie Sepp Forcher zum Fernsehen kam
Friedrich Urban, der als damaliger Landesintendant des Landesstudios Salzburg „Klingendes Österreich“ erfand, dachte gleich an Forcher als Präsentator der Sendung. Forcher: "Friedrich Urban kam auf mich zu und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, eventuell eine Fernsehsendung auszuprobieren. Ich war damals 55 Jahre alt und wollte mir das eigentlich nicht mehr antun. Als ich erfahren habe, wer noch alles im Gespräch ist, habe ich mir gedacht: Ist ja egal, da hast eh keine Chance. Ich bin mit meiner Frau Helli auf Urlaub gefahren, habe nichts mehr gehört. Am Tag nach meinem Urlaub habe ich Friedrich Urban getroffen, und er hat mich gefragt, ob ich auf ein Glas Wein in sein Büro komme. Da hab’ ich mir schon gedacht, da stimmt was nicht. Am Vormittag Wein? Er hat mir mitgeteilt, dass ich der Präsentator der neuen Sendereihe bin."
Zweifel am Anfang, dann der Erfolg
Beim Start am 10. Juni 1986 traute man dieser Idee maximal sechs Folgen zu. Doch es kam anders. Mehr als 1.800 Volkslied- und Volksmusikgruppen sowie Blaskapellen und Schützenkompanien haben bisher Sepp Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Südtirol und Bayern begleitet. Und viele Millionen Menschen waren und sind bei „Klingendes Österreich“ dabei.