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Neue ORF-III-„zeit.geschichte“-Doku „Verbotene Liebe – Von der Todesstrafe bis zur Ehe für alle“ von Peter Fässlacher

Umfassende Aufarbeitung über Geschichte der gleichgeschlechtlichen Liebe in Österreich – am 22. Mai um 20.15 Uhr
Am 16. August 2021 jährt sich die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Liebe in Österreich zum 50. Mal. Es war ein langer Weg bis dahin – ein Weg, der auch 50 Jahre später längst noch nicht sein Ziel erreicht hat. Doch welche Dämme mussten gebrochen, welche Rückschläge überwunden und welche Meilensteine erreicht werden? ORF-III-Moderator Peter Fässlacher zeichnet in seiner ersten selbst gestalteten ORF-III-„zeit.geschichte“-Dokumentation „Verbotene Liebe – Von der Todesstrafe bis zur Ehe für alle“ am Samstag, dem 22. Mai 2021, um 20.15 Uhr den oftmals beschwerlichen Weg der Gleichstellung homosexueller Menschen in Österreich nach. Es ist eine der ersten umfassenden Aufarbeitungen des ORF-Fernsehens zu diesem Thema, in der die Künstler Günter Tolar und Alfons Haider sowie Rechtsphilosophin Elisabeth Holzleithner, der Co-Leiter von „QWIEN“ (Zentrum für queere Geschichte) Hannes Sulzenbacher, Aktivistin und Autorin Marty Huber, Film- und Kulturwissenschafterin Andrea Braidt sowie Rechtsanwalt und Präsident des „LAMBDA“-Rechtskomitees Helmut Graupner zu Wort kommen.
"Verbotene Liebe - Von der Straftat bis zur Ehe für alle": Verfassungsgerichtshof

ORF/ORF III/produktionsraum

Verfassungsgerichtshof

„Die Dokumentation schließt eine Lücke der österreichischen Zeitgeschichte im ORF-Fernsehen, die viele Jahrzehnte lang gar nicht als solche gesehen wurde. Das Wissen um die Geschichte – zum Teil auch um die eigene Geschichte – ist die Voraussetzung, um die Gegenwart richtig zu bewerten und die Zukunft zu gestalten“, sagt Filmemacher Peter Fässlacher.
"Verbotene Liebe - Von der Straftat bis zur Ehe für alle": Peter Fässlacher

ORF/ORF III/produktionsraum / Philip Aschauer

Peter Fässlacher

„Verbotene Liebe – Von der Todesstrafe bis zur Ehe für alle“ im Detail

Als Kunstfigur Conchita Wurst, die sich keiner stereotypen Geschlechterrolle zuteilen lässt, 2014 den Eurovision Song Contest für Österreich gewinnt, schreibt sie damit nicht nur ein Stück Republiksgeschichte, sondern setzt ein Zeichen für Freiheit und Gleichberechtigung, das noch vor einigen Jahren selbst im eigenen Land undenkbar gewesen wäre. Denn bis 1971 galt in Österreich das Totalverbot der gleichgeschlechtlichen Liebe – erst seit 2019 steht die Ehe heterosexuellen wie homosexuellen Paaren offen. Gestalter Peter Fässlacher wirft in der ORF-III-Neuproduktion einen vertiefenden Blick in die Geschichte des homosexuellen gesellschaftlichen Lebens in Österreich zurück und lässt anhand historischer Texte und Dokumente private Schicksale wiederaufleben. Der historische Ausgangspunkt des Films liegt im Jahr 1768, als Kaiserin Maria Theresia für das „abscheulichste Laster der Unkeuschheit wider die Natur“ die Todesstrafe festlegt. Ihr Sohn Joseph II. bringt später positive Veränderung: Er schafft 1787 die Todesstrafe ab. Österreich wird damit zum ersten Land der Welt, in dem Homosexualität nicht mehr mit dem Tod bestraft wird, sondern mit bis zu einem Jahr Kerker. Weniger fortschrittlich zeigt sich Kaiser Franz Joseph: Er erhöht das Strafmaß auf bis zu fünf Jahre und schafft damit den gefürchteten Paragrafen 129. Dieser wird fast 120 Jahre lang die rechtliche Grundlage für die Verfolgung Homosexueller in Österreich bilden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kommen die ersten Versuche homosexueller Emanzipation völlig zum Erliegen. Selbst Jahrzehnte nach dem Nazi-Regime müssen Homosexuelle um Anerkennung als Opfer der NS-Zeit kämpfen. Unter der Ära Kreisky kommt Bewegung in die Debatte – das Totalverbot wird abgeschafft, vier neue Strafrechtsparagrafen, die eine völlige Gleichstellung verhindern, ins Leben gerufen. „Das ist das typisch österreichisch: Wir geben ein bisschen nach, aber wir sagen immer noch: Ihr seid nicht gleich“, so Aktivistin und Autorin Marty Huber in der Dokumentation.
Die Liberalisierung hat gerade etwas Fahrt aufgenommen, als 1983 in Österreich zum ersten Mal eine bis dato unbekannte Krankheit auftaucht: AIDS. Moderator Günter Tolar erinnert sich: „Es war eine Zeit, in der der Tod in unseren Kreisen wahnsinnig gewütet hat. Ich habe mit einem Freund vor Kurzem ein altes Fotoalbum durchgeblättert. Wir haben es bald wieder zugemacht. Lauter Tote. Und alle so jung gestorben!“
Auch die Entwicklung danach bleibt gemächlich – die Ehe für alle ist seit 2019 gesetzlich möglich und dennoch ist das Ziel längst nicht erreicht, wie Rechtsanwalt Helmut Graupner beschreibt: „Wir haben immer noch keinen Diskriminierungsschutz außerhalb des Arbeitsplatzes, wir haben immer noch das Blutspende-Verbot für homo-und bisexuelle Männer, es fehlt auch das Verbot von geschlechtsanpassenden Operationen an Kleinkindern und Konversionstherapien sind immer noch nicht ausdrücklich verboten, also die so genannte ‚Homo-Heilung‘.“
"Verbotene Liebe - Von der Straftat bis zur Ehe für alle": Enthüllung der Gedenktafel in Mauthausen

ORF/ORF III/produktionsraum

Enthüllung der Gedenktafel in Mauthausen

Zur Person Peter Fässlacher

Peter Fässlacher ist seit 2007 beim ORF tätig und seit dem ORF-III-Senderstart im Jahr 2011 Moderator und Sendungsverantwortlicher des werktäglichen ORF-III-Magazins „Kultur Heute“. Im Rahmen einer Medienkooperation zwischen ORF III und der „Presse am Sonntag“ im Jahr 2014 outete sich Fässlacher in einem Artikel mit dem Titel „Reden ist Gold“ erstmals öffentlich als homosexuell. Seit 2019 betreibt er unter demselben Titel einen Podcast, in dem er Persönlichkeiten der LGBTQIA+-Community über ihr Liebes- und Seelenleben erzählen lässt, und ist seit 2020 als Kolumnist für das Magazin „Mannschaft“ tätig.