ORF RSO Wien im April: Mieczysław Weinbergs Trompetenkonzert mit Sergej Nakariakov live in Ö1
Tief in den finnischen Wäldern herrscht der Waldgott Tapio laut dem finnischen Nationalepos „Kalevala“. Am Ende seines kompositorischen Schaffens setzte Jean Sibelius, den das „Kalevala“ ein ganzes Komponistenleben hindurch begleitet hatte, diesem finsteren Naturgeist ein Denkmal, als er die Symphonische Dichtung „Tapiola“ schrieb. Mit „Tapiola“ gibt Hannu Lintu sein Debüt beim ORF Radio-Symphonieorchester Wien.
Lintu hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur in Europa, sondern vor allem auch in den USA einen Namen gemacht, wo er an den großen Orchestern von St. Louis, Baltimore, Cleveland und Detroit gastierte. Hannu Lintu bringt auch ein Werk eines zeitgenössischen Komponisten seiner Heimat ins Konzerthaus mit: „Feria“ von Magnus Lindberg, neben Komponistin Kaija Saariaho der erfolgreichste finnische Musikschaffende seiner Generation. Lindberg entfaltet die Klangpracht eines Symphonieorchesters gern mit großen Gesten - seine Musik ist dem prallen Leben, nicht der einsamen Grübelei verpflichtet. „Feria“ wurde 1997 bei den BBC Proms uraufgeführt - eine festliche Musik mit einer kleinen Verbeugung vor Monteverdi im Zentrum.
Weiters sind noch Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Horn und Orchester Es-Dur und Mieczyslaws Weinbergs Konzert für Trompete und Orchester zu hören. Im umfangreichen Schaffen Mieczysław Weinbergs fristen die Instrumentalkonzerte ein Schattendasein. Sein eigenes Instrument, das Klavier, ließ er links liegen, ansonsten entstanden lediglich zwei Konzerte für Streicher und vier für Bläser. Das Trompetenkonzert op. 94 entstand 1966/67. Das Stück erinnert zunächst an den großen Mentor Schostakowitsch, denn der fröhliche erste Satz knüpft an dem Ton an, den Schostakowitsch in seinem Konzert für Klavier, Trompeter und Streicher angeschlagen hatte. Im zweiten Satz aber drängt die Musik ins Symphonische: Ausgehend von einem berührenden Gesang der Soloflöte zieht Weinberg alle Register eines großen Adagios. Danach ist nichts mehr, wie es war. Eine Trompetenkadenz, in der Zitate aus Mahlers Fünfter Symphonie bis hin zu Mendelssohns Hochzeitsmarsch aufeinander folgen, weist ins Finale. Ein Walzer kündigt sich an, aber die Musik stottert. Am Ende leistet nur noch das Schlagzeug dem Solisten Beistand.