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ORF

ORF-Public-Value-Tag: Weltweites Public-Service-Internet-Manifest vorgestellt

ORF-Generaldirektor Wrabetz: „Wer morgen im Netz erfolgreich sein will, muss heute handeln“
Der Philosoph Jürgen Habermas und der Linguist und prominente US-Intellektuelle Noam Chomsky sind wohl die bekanntesten Persönlichkeiten, die das von einer internationalen Gruppe von Medienexpertinnen und -experten erstellte „Public Service Media and Public Service Internet Manifesto“ unterzeichnet haben. Das Manifest fordert die die Sicherung der Existenz, der Unabhängigkeit und Finanzierung von öffentlich-rechtlichen Medien sowie die Schaffung eines Public Service Internet. Mehr als 1.000 Wissenschafter/innen aus den USA, Lateinamerika, Australien und Europa haben das Manifest bereits unterzeichnet, das heute am 4. Oktober 2021 im Rahmen des Public-Value-Tags zum Thema „Vom Broadcaster zum Qualitätsnetzwerk“ vorgestellt wird.
Klaus Unterberger, ORF Public Value, diskutiert in vier Panels mit namhaften Wissenschafter/innen wie Manifest-Initiator Prof. Christian Fuchs von der University of Westminster, London, Christoph Neuberger, FU Berlin, Barbara Thomaß von der Ruhr-Universität Bochum, Leonhard Dobusch von der Uni Innsbruck sowie Susanne Pfab, ARD-Generalsekretärin, Matthias Pfeffer, Journalist und Buchautor, und Paul Keller von der internationalen Koalition „Digital European Public Space“. Die Diskussionsrunden werden auf zukunft.ORF.at LIVE gestreamt und sind auf ORF III zu sehen: „Das Internet Manifesto“ am Mittwoch, dem 6. Oktober, um 0.00 Uhr, „Public Open Space“ dann am 27. Oktober um 0.05 Uhr.
ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: „Die digitale Transformation ist zweifellos die größte und zugleich faszinierendste Herausforderung für öffentlich-rechtliche Medien. Sie erfordert Reformbereitschaft, Innovationsbewusstsein und Mut zur Veränderung. Der ORF hat dafür durch seine journalistische Kompetenz und gesellschaftliche Relevanz die besten Voraussetzungen. Doch fällt die Entscheidung darüber, wer in Zukunft im Netz erfolgreich sein wird, bereits heute. Daher ist die Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen im neuen ORF-Gesetz ebenso überlebenswichtig wie Investitionen in öffentlich-rechtliche Qualitätsmedienproduktion.“
Prof. Christian Fuchs, Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienforschung an der University of Westminster, London, und Mitinitiator des Manifests: „Die Demokratie braucht öffentlich-rechtliche Medien und ein Public Service Internet. Die digitalen Giganten wie Facebook, YouTube/Google, Netflix und Amazon dominieren das Internet. Die Folgen sind Monopole, Datenüberwachung, algorithmische Politik, digitaler Populismus, das Internet als riesiges Einkaufszentrum, Filterblasen, Fake News, Post-Truth-Kultur und ein Mangel an vielfältiger Debatte. Unser Manifest fordert die Schaffung eines Public Service Internets, damit öffentlich-rechtliche Medien in die Lage versetzt und mit angemessenen Mitteln ausgestattet werden, um Online-Plattformen bereitzustellen, die einen gemeinwohlorientieren digitalen Auftrag haben, Informationen, Nachrichten, Debatten, Demokratie, Bildung, Unterhaltung, Partizipation und Kreativität mit Hilfe des Internets zu fördern.“
Dr. Klaus Unterberger, Leiter der Public-Value-Abteilung des ORF und Mitinitiator des Manifests: „Öffentliche Kommunikation ist mehr als ein Geschäftsmodell. Sie ist eine öffentliche Aufgabe. Die globale Pandemie, der sich beschleunigende Klimawandel und die zunehmende soziale Ungleichheit haben die Dringlichkeit von zuverlässigen und vertrauenswürdigen Informationen jenseits von Fake News und Polarisierung gezeigt. Wir brauchen ein neues Internet, das eine öffentliche Sphäre für Menschen bietet, die nicht nur Medienkonsumentinnen und -konsumenten, sondern in erster Linie Bürger und Bürgerinnen sind. Die bestehende Infrastruktur der öffentlich-rechtlichen Medien muss dabei eine wichtige Rolle spielen, um eine Alternative zur drohenden Dominanz der Datenkonzerne in der öffentlichen Kommunikation zu schaffen. Ein neues, demokratisches Internet ist möglich. Deshalb rufen wir zum Handeln auf.“

Auszug aus dem Manifest

„Die euphorischen Erwartungen an das Internet sind zerstört. Tatsache ist: Die dominierenden kommerziellen digitalen Plattformen gefährden die Demokratie. Trotz der faszinierenden Möglichkeiten, die das Internet der Gesellschaft und den einzelnen Mediennutzer:innen bietet, haben einige wenige global agierende Datenkonzerne eine beispiellose wirtschaftliche, politische und kulturelle Macht erlangt. So wie das Internet derzeit strukturiert und genützt wird, trennt und spaltet es, anstatt vertrauenswürdige, öffentliche Räume für die Kommunikation über Unterschiede, Vielfalt und Meinungsverschiedenheiten zu schaffen."
Das Manifest wurde von einer Gruppe internationaler Medienexpertinnen und -experten in einem mehrmonatigen Online-Diskussions- und -Kooperationsprozess auf der österreichischen Plattform ecomitee.com erstellt. Die Manifest-Initiative ist Teil des Forschungsnetzwerks „InnoPSM: Innovation in Public Service Media Policies“, das vom UK Arts and Humanities Council finanziert wurde und von Dr. Alessandro D'Arma von der University of Westminster und Dr. Minna Horowitz von der University of Helsinki geleitet wird.
Das „Public Service Media und Public Service Internet Manifesto“ im Wortlaut:
http://bit.ly/psmmanifesto
Das Manifest kann hier unterzeichnet werden: http://bit.ly/signPSManifesto

ORF-Public-Value-Jahresstudie „Digitale Transformation – Vom Broadcaster zum Qualitätsnetzwerk“ präsentiert

Im Rahmen des Public-Value-Tages wurde auch die ORF-Public-Value-Jahresstudie „Digitale Transformation – Vom Broadcaster zum Qualitätsnetzwerk“ präsentiert. In der Studie stehen unter anderem folgende Themenbereiche und Fragestellungen im Mittelpunkt: Welche Anforderungen ergeben sich hinsichtlich der individuellen Mediennutzung, die weitgehend orts- und zeitunabhängig, aktuell und auf personalisierte Erwartungen ausgerichtet ist? Wie erfüllen öffentlich-rechtliche Medien ihren Versorgungsauftrag unter den Bedingungen digitaler „Findability“? Wie erreichen sie in der digitalen Informationsflut ihr Publikum? Wie schaffen sie eine „Multiplattform Availability“ ihrer Angebote? Wie erreichen sie durch Kontextualisierung und Überprüfung der Fakten eine Reduktion der Komplexität vorhandener Informationsdichte und -menge? Wie beantworten öffentlich-rechtliche Medien die Erwartung nach personalisierter Kommunikation, nach Datenschutz und Datensicherheit?
Wie die vorangegangenen ORF-Public-Value-Studien behandelt auch dieses Forschungsvorhaben das gewählte Thema aus multiperspektivischer Sicht. Unterschiedliche Wissenschafter/innen und Medienexperten und -expertinnen wie Dr. Minna Horowitz, University of Helsinki, Dr. Alessandro D’Arma, University of Westminster, Prof. Dr. Christoph Neuberger, Freie Universität Berlin, Uwe Hasebrink, Jan-Hinrik Schmidt und Stephan Dreyer vom Hans-Bredow-Institut, FH-Prof. Dr. Reinhard Christl und Jan-Hendrik Passoth, Europa-Universität Viadrina, wurden vom ORF und beteiligten öffentlich-rechtlichen Medien beauftragt, jeweils unterschiedliche Perspektiven zu analysieren und einzubringen.
Die Studie ist auf zukunft.ORF.at abrufbar.