
ORF/Roman Zach-Kiesling
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ,Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák, ORF Generaldirektor Roland Weißmann, Politikwissenschafterin Eva Zeglovits, Regisseur Robert Gokl
ORF-Zeitgeschichte-Doku „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ im Parlament präsentiert
Die Pogromnacht des 9. November 1938 machte klar, dass auch im Österreich des 20. Jahrhunderts Nachbarn zu mörderischen Menschenjägern werden konnten. Seit dem Mittelalter zieht sich eine Blutspur des Juden-Hasses durch die österreichische Geschichte. Im Rahmen eines multimedialen ORF-Programmschwerpunkts analysiert Robert Gokl in der „Menschen & Mächte“-Neuproduktion „Alter Hass, neuer Wahn“ zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome Ursachen und Folgen dieses gewalttätigen Antisemitismus und dokumentiert am Mittwoch, dem 8. November 2023, um 22.30 Uhr in ORF 2, wie antisemitische Vorurteile und Juden-Hass nach 1945 weiterwirkten. Der Antisemitismus bleibt eine Gefahr für die Demokratie, auch 85 Jahre nach dem Novemberpogrom.
In Anwesenheit von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wurde die Dokumentation am Donnerstag, dem 2. November, im Parlament präsentiert. An der Veranstaltung nahmen weiters Bundesminister Martin Polaschek, Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák, Staatssekretär a.D. Alfred Finz, aktive und ehemalige Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglieder des Bundesrates, ORF-Wien-Landesdirektor Edgar Weinzettl, ORF-III-Geschäftsführerin Kathrin Zierhut-Kunz sowie Vertreter:innen der ORF-Gremien teil. Im Gespräch mit Tom Matzek, ORF-TV-Hauptabteilungsleiter Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen, hoben Eva Zeglovits, Politikwissenschafterin, Meinungsforscherin und Autorin der Antisemitismus-Studien des österreichischen Parlaments, und Regisseur Robert Gokl die Bedeutung der „Menschen & Mächte“-Dokumentation für die kontinuierliche Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte als Bildungsgrundlage für eine demokratische Gesellschaft hervor.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: „Es ist unsere Aufgabe, auf unsere leidvolle Geschichte und auf historische Siedepunkte, wie die Nacht des 9. Novembers 1938, genau hinzusehen und die Fakten zu benennen. Antisemitismus ist per se antidemokratisch. Es liegt also gerade am Parlament, alles dafür zu tun, Antisemitismus und Antiisraelismus zu bekämpfen und jüdischem Leben Sichtbarkeit zu geben.“
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Zeitgeschichte im gesellschaftspolitisch-historischen Zusammenhang darzustellen, ist ein unverzichtbarer Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Mehrwerts. Mit der Reflexion über die Geschichte des Antisemitismus im Rahmen eines umfassenden Programmschwerpunkts zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 übernimmt der ORF als mediale Infrastruktur der Republik eine zentrale Rolle. Es ist unsere Pflicht und unser Auftrag, objektiv und ausgewogen zu informieren und das allgemeine Bewusstsein für Antisemitismus und Rassismus und ihre Auswirkungen zu schärfen. Mit qualitativ hochwertiger Information und gezielten Bildungsangeboten wie der ‚Menschen & Mächte‘-Neuproduktion trägt der ORF zur Aufklärung und Sensibilisierung bei.“
Politikwissenschafterin und Meinungsforscherin Eva Zeglovits: „Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine und aktuelle Entwicklungen haben antisemitischen Verschwörungsmythen wieder einen gewissen Höhenflug gebracht. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen: Bildung hilft, ein öffentlicher Diskurs hilft, das Ausdiskutieren unterschiedlicher Meinungen hilft. Hier ist Optimismus angebracht. Die Demokratie ist nicht ohnmächtig.“
Regisseur Robert Gokl: „Die jüdischen Österreicherinnen und Österreicher mussten miterleben, dass schon in der Ersten Republik Antisemitismus und Juden-Hass alltäglich waren. Auch demokratische Gesellschaften sind nicht frei von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie dem Antisemitismus – das zu zeigen, war ein wichtiges Anliegen des Films. Überlebende erzählen, wie aus Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschülern Schritt für Schritt antisemitische Menschenjäger wurden. Lange vor 1938 legten vielfältige antisemitische Ausgrenzungen, Entwürdigungen, Gewalttätigkeiten die Basis für die Verbrechen des Nationalsozialismus.“
Multimedialer ORF-Programmschwerpunkt „85 Jahre Novemberpogrome“
Mit den Novemberpogromen am 9./10. November 1938 begann die systematische Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Rahmen eines ORF-Programmschwerpunkts erinnern ORF 2, ORF III und Ö1 an die dramatischen Geschehnisse des Jahres 1938. Auf dem Programm stehen in ORF 2 u. a. die ORF-Premiere des Historiendramas „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ sowie die „Menschen & Mächte“-Dokumentationen „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ und „Auf Wiedersehen Mama, auf Wiedersehen Papa“. ORF III überträgt die „Gedenkfeier anlässlich 85 Jahre Novemberpogrome 1938“ live aus dem Parlament und zeigt u. a. im Rahmen eines „zeit.geschichte“-Abends die Dokumentation „Meine jüdische Familie“ sowie die Neuproduktion „Novemberpogrom 1938 – Die Nacht, als die Synagogen brannten“.
Ö1 beschäftigt sich u. a. mit dem „Shoah-Gedenken der Zukunft“ und auch die Berichterstattung im ORF.at-Netzwerk, der ORF-TVthek und im ORF TELETEXT steht im Zeichen des ORF-Programmschwerpunkts „85 Jahre Novemberpogrome“.
Details zur vom VGR geförderten ORF-Eigenproduktion „Alter Hass, neuer Wahn. Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ sowie zum ORF-Programmschwerpunkt „85 Jahre Novemberpogrome“ sind unter tv.ORF.at abrufbar.