ORF/Günther Pichlkostner
ORF-Neujahrskonzertballett 2019: Walzer zu 150 Jahre Wiener Staatsoper, Csárdás aus Grafenegg
ORF/Günther Pichlkostner
Auch am 1. Jänner 2019 ist das vom ORF produzierte Neujahrskonzertballett Fixpunkt der traditionellen Live-Konzertübertragung der Wiener Philharmoniker aus dem Goldenen Saal des Musikvereins (ab 11.15 Uhr in ORF 2). Bereits im Sommer wurden die beiden Einlagen des Wiener Staatsballetts zum Walzer „Künstlerleben“ von Johann Strauß Sohn sowie zum Csárdás aus dessen einziger Oper „Ritter Pázmán“ voraufgezeichnet. Der Walzer ist – ebenso wie der ORF-Film zur Konzertpause – eine Hommage zum 150-Jahr-Jubiläum der Wiener Staatsoper, das 2019 begangen wird. So entstanden die Tanzszenen dazu an Schauplätzen im Haus am Ring – in den Foyers, auf der Bühne, im Publikumsraum sowie auf der Dachterrasse. Den feurigen Csárdás tanzten die Solistinnen und Solisten im niederösterreichischen Schloss Grafenegg. Mit Andrey Kaydanovskiy als Choreograf und Arthur Arbesser als Kostümdesigner feiern zwei junge Kreative ihres Fachs Premiere beim Neujahrskonzertballett 2019.
Kaydanovskiys Choreografie als „Gegengewicht zur historischen Musik und Architektur“
Der kürzlich noch beim Wiener Staatsballett als Tänzer aktive gebürtige Russe Andrey Kaydanovskiy tritt seit vergangener Saison hauptsächlich als Choreograf in Erscheinung und ist international bereits sehr gefragt. Dem 1986 in Moskau geborenen Sohn einer Ballerina und Choreografin sowie eines Schauspielers und Regisseurs war die künstlerische Berufung nahezu in die Wiege gelegt. Seine Tanzausbildung absolvierte er in Moskau, St. Pölten, Stuttgart und zuletzt in Wien, wo er von 2007 bis 2018 beim Staatsballett engagiert war. Bereits im Jahr 2009 stellte er seine erste eigene Choreografie vor. Nach weiteren Arbeiten folgte in der Saison 2013/14 die Uraufführung des Stücks „Das hässliche Entlein“ an der Wiener Volksoper. Mittlerweile wurden seine Kreationen mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis „Best Dance Theatre Performer and Choreographer“ oder dem Deutschen Tanzpreis.
ORF/Günther Pichlkostner
Das Neujahrskonzertballett zu erarbeiten bedeutete Andrey Kaydanovskiy viel: „Ich fühle mich sehr geehrt und dankbar für das Vertrauen und freue mich, meinen Beitrag zur Geschichte des Neujahrskonzerts leisten zu dürfen.“ Seine Ideen zum Ballett erklärt er so: „Ich wollte einen Blick aus unserer Zeit zeigen, ein Gegengewicht zur historischen Musik und Architektur kreieren. Mir war klar, dass es mehr als nur eine moderne Choreografie braucht, daher bin ich sehr glücklich, dass ich u. a. Kostümdesigner Arthur Arbesser an meiner Seite hatte. So haben wir zum Beispiel im Csárdás mit knalligen Farben und modernen Schnitten als Verstärkung zur Choreografie einen Gegensatz zum märchenhaften Schloss verwendet“, so Kaydanovskiy.
Der Walzer war für ihn persönlich „eine besondere Herausforderung, da wir ihn in der Staatsoper, meinem künstlerischen Zuhause, gedreht haben. Ich wollte die Oper nicht nur als einen Ort, eine Kulisse verwenden und habe versucht, den Raum in die Choreografie einzubeziehen“, verrät Kaydanovskiy.
ORF/Günther Pichlkostner
Arbessers Kreationen: Duftig, leicht, elegant und modern
Die Kostüme des Neujahrskonzertballetts 2019 stammen erstmals aus der Kreativwerkstatt des jungen Wiener Designers Arthur Arbesser, der nach seinem Studienabschluss am renommierten Londoner Central Saint Martins College for Art and Design sein Handwerk beim Großmeister der italienischen Mode, Giorgio Armani, erlernt hat. Gerade erst wurde der in Mailand lebende Künstler, der nicht nur ein eigenes Label betreibt, sondern auch Kreativdirektor des italienischen Modehaues Fay ist, in Wien mit dem Austrian Fashion Award 2018 in der Kategorie „Outstanding Artist Award für experimentelles Modedesign“ ausgezeichnet.
ORF/Günther Pichlkostner
Über sein Engagement beim Neujahrskonzertballett sagt der Mittdreißiger: „Es ist eine Riesenehre, besonders für einen Wiener. Das Neujahrskonzert kennt nun wirklich jeder auf der Welt, und ich mag, dass es ein rein positives, wunderschönes, völlig unpolitisches Signal ist, das Österreich jedes Jahr in die Welt sendet. Ich liebe Musik, Oper, Tanz und Bühne, insofern war es mir eine echte Freude, ein kleiner Teil des Megaprojekts Neujahrskonzert sein zu dürfen“, so Arbesser.
ORF/Thomas Jantzen
Über sein Designkonzept erzählt der Wiener: „Ich wollte beim Walzer bewusst den Fokus auf die fünf Tänzerinnen legen, die alle verschiedene Kleider haben. Mir kam die Idee einer Künstlerin, die im Laufe ihrer Karriere immer in ganz unterschiedliche Rollen schlüpft – von Prinzessin bis Harlekin.“ Und: „Die Farbtöne sind bewusst pastellig und duftig und die Kleider aus sehr leichtem, aber trotzdem voluminösem Tüll, in denen die Damen träumerisch und schwerelos durch die Oper tanzen. Die Herren haben einen moderneren Look verpasst bekommen, der aber trotzdem elegant ist und zum Anlass passt.“ Beim Csárdás in Grafenegg sei hingegen alles ganz anders: „Ich wollte passend zur kraftvollen und schnellen Musik schlichte, aber sehr färbige Kostüme machen, die auch zur sehr dynamischen und modernen Choreografie von Andrey Kaydanovskiy passen. In der Bewegung öffnen sich teilweise die Kostüme – und Kontrastfarben kommen zum Vorschein. Die anfängliche Idee kam von färbigen Fahnen mittelalterlicher Ritterspiele. all das hat für mich irgendwie gut in dieses Märchenschloss gepasst“, erzählt Arthur Arbesser.
ORF/Günther Pichlkostner
Insgesamt zwölf Solistinnen und Solisten kamen bei den beiden Balletteinlagen zum Einsatz: Den Walzer in der Staatsoper tanzten Olga Esina & Jakob Feyferlik, Kiyoka Hashimoto & Masayu Kimoto, Alice Firenze & Davide Dato, Nikisha Fogo & Andrey Teterin, Eszter Lédan & Géraud Wielick. Mitwirkende beim Csárdás in Grafenegg waren: Alice Firenze & Davide Dato, Nikisha Fogo & Andrey Teterin, Eszter Lédan & Géraud Wielick sowie Sveva Gargiulo & Richard Szabó.
ORF/Günther Pichlkostner