„I have a Dream“: Ö1 zum 50. Todestag von Martin Luther King
Im Rahmen des ganzjährigen Ö1-Schwerpunktes „Jahr der Zeitgeschichte“ stehen mehrere Sendungen ganz im Zeichen des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King, dessen Todestag sich am 4. April zum 50. Mal jährt:
- „Lebenskunst“ (1.4.)
- „Hörbilder Spezial“ (2.4.)
- „Gedanken für den Tag“ (3.-7.4.)
- „Betrifft: Geschichte“ (3.-6.4.)
- ein vierteiliges „Radiokolleg“ (9.-12.4.)
ORF 2 zeigt am Ostermontag, den 2. April um 19.52 Uhr die von Günter Kaindlstorfer gestaltete „FeierAbend“-Ausgabe „Martin Luther King – Gegen die Flut der Furcht“.
„Die unauslöschlichen Spuren des Martin Luther King“ sind Thema in „Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen“ am Ostersonntag, den 1. April ab 7.05 Uhr in Ö1. Am 4. April jährt sich zum 50. Mal der Tag, an dem der Baptistenpastor und Menschenrechtsaktivist Martin Luther King (1929 - 1968) in Memphis von einem weißen Rassisten erschossen wurde. Sein jahrelanges Engagement und im Besonderen seine Rede vor 250.000 Demonstranten der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Washington („I have a Dream“) hatten ihm den Friedensnobelpreis gebracht, aber auch den unversöhnlichen Hass der weißen Verteidiger des Status quo. Martin Luther King war 39 Jahre jung als er ermordet wurde, doch sein gewaltfreies Engagement im Geist des christlichen Glaubens hat bis heute unauslöschliche Spuren im amerikanischen Rechtssystem und darüber hinaus im kollektiven Gedächtnis des Planeten hinterlassen. Der deutsche evangelische Pastor Heinrich Grosse hat Ende der 1960er Jahre in den USA studiert und sich dort ebenfalls in der Bürgerrechtsbewegung engagiert. Dabei ist er auch mehrere Male Martin Luther King begegnet. Günter Kaindlstorfer hat Pastor Grosse in Hannover besucht und zu Martin Luther King befragt. Wenige Tage danach, am 9. Jänner 2018, ist Heinrich Grosse völlig unerwartet gestorben. Seine Erinnerungen sind in „Lebenskunst“ zu hören.
Christian Blees begibt sich in dem Feature „Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen.“ auf die Suche nach den Hintergründen des Attentats auf Martin Luther King. Die SWR/RBB/ORF-Produktion aus dem Jahr 2008 ist in den „Hörbildern Spezial“ am Ostermontag, den 2. April ab 10.05 Uhr in Ö1 zu hören. Am 4. April 1968 stirbt Martin Luther King in Memphis durch eine Gewehrkugel. Wenige Wochen später wird der Gelegenheitsarbeiter James Earl Ray als angeblicher Attentäter verhaftet und trotz anhaltender Unschuldsbeteuerungen zu lebenslanger Haft verurteilt. Dem Journalisten Earl Caldwell lässt der Fall keine Ruhe. Denn nicht nur er hat unmittelbar nach der Tat einen zweiten Mann mit Gewehr beobachtet, der sich in einem Gebüsch versteckt hielt und danach rasch flüchtete. Aufgrund vieler Recherchen ist der Journalist heute davon überzeugt, dass James Earl Ray bloß als Sündenbock herhalten musste. Caldwell und andere Zeitzeugen berichten von ihren persönlichen Begegnungen mit Martin Luther King, von den Ereignissen im Vorfeld des Attentats und den eigenen Nachforschungen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer 1968 Interesse am Tod des prominenten Bürgerrechtlers gehabt haben könnte.
„Vom Kriminellen zum Nationalheiligen“ ist das Thema des Theologen und Ethikers Kurt Remele in den „Gedanken für den Tag“ von Dienstag, den 3. bis Samstag, den 7. April jeweils um 6.56 Uhr in Ö1. Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King ermordet - während des diesjährigen Endspiels der National Football League am 4. Februar 2018 wurde ein Werbefilm für einen Kleinlastwagen gezeigt, der mit der Originalaufnahme einer Predigt Kings unterlegt war. Diese Degradierung Kings zum Werbeträger steht in Spannung zu Kings nationaler Glorifizierung, die sich etwa in einem staatlichen Feiertag zu seinen Ehren und einem gigantischen Denkmal in Washington, DC manifestiert. Kings Stilisierung zum Nationalheiligen sollte jedoch nicht überdecken, dass dieser Kämpfer gegen Rassismus, Armut und Krieg zu seinen Lebzeiten als Extremist beschimpft wurde und an die 20 Mal im Gefängnis saß.
Der Zeithistoriker Rolf Steininger spricht über „Martin Luther King und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung“ in „Betrifft: Geschichte“ von Dienstag, den 3. bis Freitag, den 6. April um 17.55 Uhr in Ö1. Martin Luther King war in den 1960er-Jahren die wichtigste amerikanische Stimme, die gegen Rassismus predigte und für mehr soziale Gerechtigkeit warb. Der vom Vorbild Gandhis durchdrungene Baptistenpastor lehnte jede Form von Gewalt ab, gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner in seiner Heimat kämpfte er lediglich mit verbalen Mitteln. 1966 wandte er sich zunehmend gegen den Vietnamkrieg, was nicht alle Bürgerrechtler erfreute, da sie befürchteten, Präsident Johnson werde deswegen die finanzielle Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung einschränken.
Unter dem Titel „Pazifismus oder bewaffneter Widerstand?“ setzt sich das „Radiokolleg“ mit der Ära von Martin Luther King, Malcolm X und James Baldwin auseinander – von Montag, den 9. bis Donnerstag, den 12. April jeweils ab 9.05 Uhr in Ö1. Martin Luther King war die Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA der 1950er und 60er Jahre. Seine Ermordung wurde zum traurigen Symbol einer vom Rassismus der Weißen geprägten Gesellschaftsordnung, die sich längst überholt hatte. Mit seiner Strategie des gewaltlosen Widerstandes setzte er die Tradition von Henry David Thoreaus zivilem Ungehorsam und Mahatma Gandhis pazifistischer Rebellion fort. Der Erfolg der von Martin Luther King geleiteten Aktionen wäre ohne den Bedeutungszuwachs der Medien jedoch nicht denkbar: Hunderte Kameras liefen mit, als Polizisten auf friedliche Demonstranten, zum Teil auch Kinder, einprügelten. Der Druck der Öffentlichkeit wurde in der Folge meistens so stark, dass der Präsident gezwungen war, neue Gesetze gegen die Rassendiskriminierung zu beschließen. Seine Aktionen waren in den eigenen Reihen aber nicht unumstrittten: Malcolm X war in den 1950er und frühen 60er Jahren Martin Luther Kings erbittertster Widersacher, war der schwarze Aktivist doch erklärtermaßen gegen den Pazifismus und für den bewaffneten Widerstand. Er bezeichnete King des öfteren als Marionette der weißen Liberalen, denen es niemals um radikale Veränderungen und die Abschaffung der Rassendiskriminierung gehe. Nach der Durchsetzung wichtiger Gesetze gegen die Segregation in Schulen, Autobussen oder Restaurants und der gesetzlichen Verankerung des Wahlrechts für Schwarze, konzentrierte sich King vermehrt auf ökonomische und soziale Probleme der Afroamerikaner. Nicht selten wurde er in der Folge als Kommunist beschimpft, was auch auf sein Anti-Vietnam-Engagement zurückzuführen ist. Mit der Ermordung von Malcolm X (1963) und Martin Luther King (1968) verlor die schwarze Bürgerrechtsbewegung ihre beiden bekanntesten Lichtgestalten. „Zu handeln bedeutet, engagiert zu sein; und engagiert zu sein, bedeutet, in Gefahr zu sein.“, hatte der afroamerikanische Schriftsteller James Baldwin über die Lebensgefahr geschrieben, in der sich schwarze Bürgerrechtskämpfer zu jener Zeit befanden. Er war einer von vielen, der von Martin Luther King geprägt wurde und sich mit dessen Kampf literarisch auseinandergesetzt hat. Aber auch in der Musik fand und findet die schwarze Bürgerrechtsbewegung ihren Niederschlag: Die Hip-Hop-Gruppe Public Enemy etwa war eine der ersten Bands, die radikale schwarze Aktivisten wie Malcolm X in ihren Liedtexten zitierten. Und auch das Engagement gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt steht heute noch im Focus der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.