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„Und hätt ich keine Träume - so wär ich doch kein anderer“: Ö1 gratuliert Ilse Aichinger zum 95. Geburtstag

Anlässlich des 95. Geburtstages von Ilse Aichinger widmet Ö1 der Schriftstellerin mehrere Sendungen. In ORF 2 würdigt der „Kulturmontag“ am 31. Oktober ab 22.30 Uhr die Literatin.
Ilse Aichinger reist im Kopf. Reisen in die Fremde führen laut Aichinger doch nur in das Erwartete. Das Begehen immer derselben Wege jedoch berge die Chance, auf wirklich Neues zu treffen. Ilse Aichingers fiktive Reisen führen häufig in die Vergangenheit. Ausgangspunkte sind Zeitungsartikel, Prospekte, Filme, Erinnerungen oder beobachtete Straßenszenen. Aus den so entstandenen Prosaminiaturen „Unglaubwürdige Reisen“ liest Bibiana Zeller in den „Beispielen“ (Ö1, 11.40 Uhr) am Freitag, den 28. Oktober.
Christine Nagels Stück „Nach dem Verschwinden. Ein fiktiver Dialog mit Ilse Aichinger“ steht am Samstag, den 29. Oktober auf dem Programm der Ö1-„Hörspiel-Galerie“ (14.00 Uhr). In der Produktion von RBB/ORF aus dem Jahr 2014 wirken Verena Lercher, Elfriede Irrall, Gabor Biedermann, Petra Friedrich, Sandra Kreisler und Ilse Aichinger im Originalton mit. Aichinger hat sich bereits vor vielen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sie äußert sich nicht mehr. Die Berliner Autorin Christine Nagel, die auch Regie führte, macht das „Verschwinden“ Aichingers zum zentralen Thema dieses Hörstücks. Sie nähert sich der Dichterin behutsam und folgt mit ihrem Mikrofon den Klängen der Stadt Wien, jener Stadt, in der Ilse Aichinger den Krieg überlebte, aus der sie fortzog und erst 1988 wieder zurückkehrte. In Nagels Stück wird die Dichterin wieder zu einer jungen Frau, die in Wien Arbeit als Sprecherin sucht. Sie soll für die städtischen Verkehrsbetriebe die U-Bahnstationen ansagen: Aussteigen, Einsteigen. Rechts, links. Bitte. Übungen am Rande der Selbstaufgabe. Sie wird die Studiotür ohne Vertrag hinter sich schließen und nicht zur ewigen Stimme des Wiener Untergrunds werden. In dem Hörspiel gibt es auch Begegnungen mit der „realen“ Ilse Aichinger: Mit ihrer ebenso sanften wie markanten Stimme denkt sie dem Stoff des Lebens nach, stets hart an der Grenze zum Schweigen. In den Ö1-„Nachtbildern“ (29.10., 22.30 Uhr) liest Andrea Clausen aus dem Lyrikband „Concord“ von Helga Michie, Aichingers Zwillingsschwester. „just to leap forward to another/attacked and limited riddle“: Das Motto, das Ilse Aichinger ihrem Band „Eliza Eliza“ (1965) voranstellte, stammt aus einem Gedicht ihrer in England lebenden Zwillingsschwester Helga Michie. Und in Ilse Aichingers „Kleist, Moos, Fasane“ (1987) funkeln zwei Prosaminiaturen als Hommage an das von trojanischen Pferden und Strichmännchen bevölkerte bildnerische Werk der Schwester. „Concord“ ist auch der Titel einer Radierung von Helga Michie, die ein Zwillingspaar in einem Haus zeigt, durch das ein Riss hindurchgeht. Helga Michie wuchs gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester in Linz und Wien auf. 1939, kurz vor Kriegsausbruch, konnte sie mit einem der letzten Jugendtransporte nach England fliehen, während Ilse Aichinger in Wien zurückblieb.
Unter dem Titel „Und hätt ich keine Träume - so wär ich doch kein anderer.“ liest Sabine Sinjen Gedichte von Ilse Aichinger in „Du holde Kunst“ am Sonntag, den 30. Oktober (Ö1, 8.15 Uhr). Für den musikalischen Rahmen sorgen Werke von Antonin Dvorak, Friedrich Kuhlau, Camille Saint-Saëns u.a. Und in „Ex libris“ (30.10., Ö1) wird ab 16.00 Uhr u.a. Ilse Aichingers Roman „Die größere Hoffnung“ besprochen.
Am Dienstag, den 1. November, Aichingers Geburtstag, ist „Die größere Hoffnung“ dann in der „Hörspiel-Galerie am Feiertag“ ab 16.00 Uhr in Ö1 zu hören. Aichingers autobiografisch geprägter Roman zählt zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Die Schauspielerin Anne Bennent hat für Ö1 eine Hörspielfassung erarbeitet, die eine sehr persönliche Sichtweise des Romans vermittelt. Bennent führt auch Regie bei dieser Produktion (2016), die Musik kommt von Otto Lechner und Peter Rosmanith.

Das Programm im Detail: