Ö1: „Hörspiel des Jahres 2018“ ist Felix Mitterers „Märzengrund“ - „Hörspiel-Kritikerpreis“ für Mariola Brillowska
Bei der vom ORF zum 26. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten Ö1-Hörerinnen und Hörer aus 23 Neuproduktionen des Jahres 2018 ihr „Hörspiel des Jahres“. Das Publikum entschied sich für „Märzengrund“ von Felix Mitterer. Der zum zwölften Mal vergebene „Hörspielpreis der Kritik“ geht an „Die Kochastronautin“ von Mariola Brillowska. Die Ergebnisse der Publikums- und Juryentscheidungen wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 22. Februar im Wiener ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als „Schauspielerin des Jahres“ wurde Sylvie Rohrer geehrt.
Das „Hörspiel des Jahres“ wird am Samstag, den 23. Februar um 14.00 Uhr in Ö1 erneut ausgestrahlt. „Die Kochastronautin“ wird im „Ö1 Kunstsonntag“ am 24. Februar um 23.00 Uhr wiederholt. Weiters wurden die Siegerprojekte von Track 5‘, dem in Kooperation mit der „schule für dichtung“ ausgeschriebenen Ö1-Wettbewerb für Kurzhörspiele, präsentiert. Diese werden am 2. März im „Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr) gesendet.
Das „Hörspiel des Jahres 2018“ ist „Märzengrund“ von Felix Mitterer, inszeniert von Martin Sailer. Es erzählt die wahre Geschichte des Bauernsohns Elias, der sich 1968 in das einsam gelegene Hochtal Märzengrund zurückzog und erst nach 40 Jahren wieder ins Tal kam. „Es ist die Geschichte eines radikalen Lebenswandels mit all seinen Konsequenzen. Ein junger Mann wirft alles über Bord, was ihm Sicherheiten geben könnte; er will ein anderes Leben führen. In dieser Sehnsucht ist Felix Mitterers Hörspiel ein sehr zeitnahes, ein ewig aktuelles. Mitterer erzählt von der Natur in sehr poetischer Weise als einem großen Gegenüber, einer Heilerin für das Seelische, und er lässt auch ahnen, was passieren würde, wenn dieses Fundament verloren geht, das inzwischen zum Fundament einer neuen Lebensform geworden ist“, sagt Regisseur Martin Sailer. „Märzengrund“ ist eine Produktion des ORF-Landesstudios Tirol, aufgenommen im Landesstudio und an Originalschauplätzen im Zillertal. Felix Mitterer schrieb das Theaterstück „Märzengrund“ als Auftragswerk des Theaterfestivals „Stummer Schrei“ in Stumm in Tirol. Die Schauspieler und Schauspielerinnen des Laienensembles, in dessen Besetzung „Märzengrund“ dort aufgeführt wurde, wirken auch in der Hörspielfassung mit: Bernhard Eberharter als der junge Elias, Heinz Tipotsch als der alte Elias, Magdalena Wurm als Schwester Erika, Martha Brugger als Mutter, Gebhard Eberhart als Jäger Hubert und Elisabeth Angerer als „Salige“. Die Musik komponierte und spielte die Tiroler Künstlerin Maria Ma.
Den zweiten Platz bei der Publikumswahl zum „Hörspiel des Jahres“ vergaben die Hörerinnen und Hörer an „Lexit“ von Caroline Hofer. Katharina Knap (Lena), Claudia Kottal (mehrere Freundinnen), Valerie Pachner (Freundin) und Roman Blumenschein (Freund) erzählen in „Lexit“ Lenas Reise, die sie antritt, um ein paar Tage ohne Mann und Kind zu verbringen: Lena steht für eine junge Generation, die zwischen Lebensträumen und Zukunftswünschen ihre eigene Realität und Freiheit sucht. Die Musik dazu stammt von dem in Wien lebenden Sänger, Komponisten und Performer KMET.
Der dritte Platz ging an „Der arme Spielmann“. Peter Kaizars Inszenierung betont den musikalischen Aspekt der Novelle Franz Grillparzers. „Der arme Spielmann“ ist eines der Schlüsselwerke im Hinblick auf die Musikalität in den Werken Grillparzers, der fast 20 Jahre an dem Stück arbeitete. Die Novelle trägt stark autobiografische Züge. Der arme Spielmann, dargestellt von Johannes Silberschneider, findet in der Musik Zuflucht, Trost und Herausforderung. Mit Pippa Galli als Barbara, Michael Rotschopf als Erzähler und Toni Burger an der Geige, Bearbeitung: Brita Kettner.
Vergabe des „Hörspiel-Kritikerpreises“ an Mariola Brillowska für „Die Kochastronautin“
Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der „Hörspielpreis der Kritik“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der „Kleinen Zeitung“, des „Falter“ und des „Standard“ wählte das Stück „Die Kochastronautin“ von Mariola Brillowska (Regie, Hauptrolle und Musik). Das Hörspiel ist der charmante Auftritt der Kochastronautin als erste Sternen-Köchin auf der ISS, der Internationalen Raumstation, und zudem als erste Polin im All. Ihre Ambition: „So gut zu kochen, dass die Russen vom Dosenfisch wegkommen.“ Mit Bela Brillowska (Klavier, Synthesizer, Gesang, Lyrics), Günter Reznicek aka Nova Huta (Sampler), Petra McCoy als Lieferantin und Felix Kubin, Philipp Mummenhoff, Ludger Dünnebacke und Stefan Eckel als Astronauten.
Track 5‘ - die Siegerstücke des Ö1-Wettbewerbs für Kurzhörspiele
„Da ist jemand“ war das Motto des Kurzhörspiel-Wettbewerbs Track 5‘, den Ö1 wieder mit der „schule für dichtung“ ausgeschrieben hatte. Aus der Rekordzahl von 141 Einreichungen hat eine Jury zehn Kurzhörspiele nominiert: Die geforderten Kriterien waren eine Länge von maximal fünf Minuten, ein Original-Ton und der Satz „Da ist jemand“. Platz 1 und damit 1.000,- Euro Preisgeld geht an Philipp Scheiblbrandner für „Maxl, da ist jemand!“, ein „Hörspiel mit zwei Personen, viel Geflüster, Spannung und Humor“. Mitwirkende: Philipp Scheiblbrandner (Erste Stimme) und Oscar Ludwig (Zweite Stimme). Der Gewinner des zweiten Preises mit 500,- Euro ist Bernhard Krisper mit „Ni Reki Tsuka Roeh“, ein Titel, der rückwärts gelesen Aufschluss gibt. Der Liedermacher und Jazzpianist führt darin in ein Experiment über „die Stärke des Hörspiels an sich“ und den Verzicht auf soziale Netzwerke. Platz drei mit ebenfalls 500,- Euro geht an das Hörspiel „O-B-O-N-G-O G-O-M-O-N-G-O O-B-A-N-G-A – hoch lebe die vielfalt!“ der O-B-O-N-G-O combo, bestehend aus Schülern und Schülerinnen des GRG5 Rainergymnasium, die den Satz „Da ist jemand“ in 21 Sprachen, inklusive einer Fantasiesprache, sprechen. Künstlerischer Leiter des Schulprojekts ist Mag. Christoph Hudl. Zusätzlich vergibt die „schule für dichtung“ zum sechsten Mal einen Sonderpreis, der mit 1.000,-Euro dotiert ist und den dieses Jahr die Sängerin und Lyrikerin Magdalena „Fräulein“ Hahnkamper erhält. In ihrem Hörspiel „Feminismus im Dunkeln“ schießt sie sich auf den Mond. Moderator: Martin Hagen, Sound: Bernhard Hollinger.
Sylvie Rohrer ist „Schauspielerin des Jahres 2018“
Seit 1997 wählt eine Fachjury aus ORF-Hörspielregisseurinnen und -regisseuren die Schauspielerin oder den Schauspieler des Jahres. Diesmal fiel die Wahl auf Sylvie Rohrer für ihre starke und berührende Interpretation in „Weil immer das Meer vor der Liebe ist. Elegie für und nach Hertha Kräftner“. Sie verkörpert darin Hertha Kräftner, eine der wichtigsten österreichischen Dichterinnen der Nachkriegszeit. 1951 nahm sich Hertha Kräftner 23-jährig das Leben. Ihre Texte und Gedichte hat der Schweizer Schriftsteller Jürg Amann zu einem „Monolog der letzten Stunde“ der Schriftstellerin zusammengefasst, Regisseur Stefan Weber transformierte diesen Monolog ins akustische Medium Hörspiel. „Der Text scheint sich in der Sprach-und Stimmgestaltung Sylvie Rohrers neu zu schreiben“, so die Jurybegründung. „Kleinste Betonungen entfalten ungeahnte Kraft. Rohrer besitzt die Fähigkeit, sich im Mikrokosmos der Stimmbildung für das Medium Hörspiel frei und doch dynamisch zu bewegen. Selbst in den leisesten Sequenzen entfaltet sie eine packende Dynamik, fernab von der Bühne, direkt hinein in das Ohr des Zuhörers.“ Neben ihren Tätigkeiten für Film und musikalische Projekte ist die Burgschauspielerin immer wieder als Hörspielschauspielerin tätig. Rohrer interpretierte die titelgebende Rolle in der ORF-Hörspiel-Produktion „Medea“, die zum Hörspiel des Jahres 2016 gewählt wurde. Für ihre Gestaltung der Medea am Wiener Burgtheater sowie ihr meisterhaftes Solo über eineinviertel Stunden in Elfriede Jelineks „Über Tiere“ erhielt sie 2007 den „Nestroy“-Theaterpreis als beste Schauspielerin. Aktuell tritt sie als Dora Martin in „Mephisto“ von Klaus Mann am Burgtheater auf, ihre nächste Rolle wird „Seine Frau“ in Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ sein, unter der Regie von Andrea Breth. Zu den bisher Ausgezeichneten der Fachjury zählen u.a. Martin Schwab, Bibiana Zeller, Peter Simonischek, Peter Matic, Andrea Clausen, Erwin Steinhauer, Chris Pichler, Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Joachim Bißmeier, Markus Hering, Petra Morzé, Markus Meyer, Karl Markovics und Vera Borek.