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Fluch des Mittelmeers - Piraterie, Menschenraub und Sklaverei: Reenactment -  Piratenschiff auf hoher See

ORF/E&A Film/Arte/Urban Canyons

Reenactment - Piratenschiff auf hoher See

„Universum History“-Doku „Fluch des Mittelmeers - Piraterie, Menschenraub und Sklaverei“ im Weltmuseum Wien präsentiert

TV-Premiere am 4. Oktober um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Piraterie und Raub auf hoher See – nicht nur die Karibik war Schauplatz blutigen Treibens. Auch am Mittelmeer wurde erbittert gekämpft. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert bekriegten Muslime und Christen einander am Mittelmeer um die Vorherrschaft auf See, mehr als eine Million Menschen wurde versklavt. Ein Forschungsteam der Universität Innsbruck hat Augenzeugenberichte heimgekehrter Sklaven analysiert. Im Zentrum der „Universum History“-Dokumentation „Fluch des Mittelmeers – Piraterie, Menschenraub und Sklaverei“ von Regisseurin Danielle Proskar stehen am Freitag, dem 4. Oktober 2024, um 22.35 Uhr in ORF2 und auf ORF ON die Niederschriften des deutschen Kaufmannssohns Balthasar Sturmer (gespielt von Felix Stichmann) bzw. sein Schicksal als Rudersklave auf einem Schiff des berüchtigten Korsaren Barbarossa. Zudem wird vor der Küste von Malta auf über 100 Metern Tiefe erstmals ein Schiffswrack erforscht, das nun Licht in diese dunkle Epoche bringen könnte. Eine erste Untersuchung datiert die Überreste des Schiffs in Sturmers Zeit.
Die österreichisch-maltesische Produktion von e&a film und Urban Canyons entstand in Koproduktion mit ORF und ARTE, in Zusammenarbeit mit ORF-Enterprise, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Screen Malta sowie Creative Malta und mit Unterstützung der VAM.
Der ORF und e&a film luden am Montag, 30. September, zur Präsentation des Films ins Weltmuseum Wien. In Anwesenheit von Sabine Haag, Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands, erläuterten Tom Matzek, Leiter der Hauptabteilung ORF Wissen, und e&a-film-Produzent Markus Pauser dabei im Gespräch mit Regisseurin Danielle Proskar und Historiker Mario Klarer von der Universität Innsbruck die Entstehungsgeschichte und Bedeutung der Dokumentation. Ebenfalls unter den Premierengästen: Gudrun Stindl, stellvertretende Leiterin der Hauptabteilung ORF Wissen, Balthasar-Sturmer-Darstelller Felix Stichmann sowie die „Universum / Universum History“-Filmemacher:innen bzw. Produzenten Barbara Puskás, Harald Pokieser und Thomas Rilk.
„Universum History“- Doku „Fluch des Mittelmeers – Piraterie, Menschenraub und Sklaverei“ im Weltmuseum Wien präsentiert

ORF/Roman Zach-Kiesling

Markus Pauser (Produzent e&a film), Danielle Proskar (Regie), Sabine Haag (Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands), Tom Matzek (Leiter der Hauptabteilung ORF Wissen)

Sabine Haag, Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands: „Ich freue mich sehr, dass Expert*innen aus unserem Haus die spannende Dokumentation ‚Fluch des Mittelmeers – Piraterie, Menschenraub und Sklaverei‘ mit ihrem Wissen bereichern und wir mit ausgesuchten Kunstwerken aus dem Kunsthistorischen Museum einen Beitrag in diesem wichtigen Filmprojekt leisten konnten.“
Tom Matzek, Leiter der Hauptabteilung ORF Wissen: „‚Fluch des Mittelmeers‘ vereint alles, wofür unsere Sendereihe ‚Universum History‘ steht: Das Dokudrama von Danielle Proskar beruht auf einzigartigen historischen Quellen; es erzählt anhand von Piraten-Schicksalen vom Machtkampf zwischen Habsburgern und Osmanischem Reich im 16. Jahrhundert und es verbindet hochqualitative Spielszenen mit neuester wissenschaftlicher Forschung.“
Markus Pauser, Produzent e&a film: „Die filmische Umsetzung der komplexen Verflechtung von Piraterie und Sklavenhandel in der Mittelmeerregion war eine spannende Herausforderung. Aufwendig inszenierte Reenactments, die als kulturelle Zeitmaschine fungieren, sowie die Begleitung der Unterwasserexpedition bringen uns ganz nahe an die historischen Geschehnisse heran.“
Danielle Proskar, Regisseurin: „Die Entdeckung des Überlebensberichts von Balthasar Sturmer war ein Glücksfall. Er ist weder ein Held noch ein Antiheld, er ist nicht der Gute und nicht der Böse, er ist alles in einem, Kaufmann, Korsar, Rudersklave, naiv, schlau und vor allem selbstironisch. Was kann man sich mehr wünschen von einer Figur, die durch den Film begleitet und aus ihrer ganz persönlichen Perspektive Geschichte vermittelt?“
Mario Klarer, Universität Innsbruck: „Als Professor für Amerikanistik habe ich mich indirekt mit der Piraterie und Slaverei im Mittelmeer befasst, weil das auch für die amerikanische Geschichte unglaublich wichtig ist. Amerika hat versucht, sich gegen die Piraten in Nordafrika militärisch durchzusetzen, weil es sehr hohe Schutzgeldzahlungen an die Piraten leisten musste – bis zu einem Viertel des Staatsbudgets, das die junge USA zur Verfügung hatte. Präsident Jefferson entschied sich, den Konflikt militärisch anzugehen, gründete die US Navy und griff am Beginn des 19. Jahrhunderts gegen die Piraten durch. Das war sozusagen der Samen der amerikanischen imperialen Politik und das Ende der Piraterie und Sklaverei im Mittelmeer.“

Mehr zum Inhalt der „Universum History“-Neuproduktion

Offiziell war die Piraterie jahrhundertelang ein lizensiertes Gewerbe im Einklang mit dem herrschenden Seerecht. Wie historische Dokumente zeigen, haben Personen quer durch die Gesellschaft an diesem Geschäftsmodell Gefallen gefunden: die „kleinen Leute“, der Adel, die Kirche, sogar die Nonnen des Klosters St. Ursula auf Malta. Jeder konnte über Nacht reich werden oder ebenso schnell alles verlieren. Denn auch die Küstenregionen waren nicht sicher vor Korsarenüberfällen. Auch Balthasar Sturmer wird beide Seiten des blutigen Geschehens am Mittelmeer kennenlernen. Seine abenteuerlichen Erlebnisse sind von ihm selbst niedergeschrieben und wurden mit einer Reihe anderer Sklavenberichte aus ganz Europa an der Universität Innsbruck untersucht. Sturmers Bericht gilt als einer der ersten erhalten gebliebenen. 500 Jahre später, im Sommer 2019, machten der Meeresarchäologe Timmy Gambin und sein Team vor der maltesischen Insel Gozo eine sensationelle Entdeckung. Das Sonargerät an Bord des Forschungsbootes der Universität Malta zeigte eine Unregelmäßigkeit am Meeresboden an. Genau hier ist das Meer besonders tief, etwa 130 Meter. Die erfahrenen Wissenschafter:innen ahnten es: Hier liegt etwas! Und tatsächlich lassen erste Sonarbilder Gegenstände erkennen: Anker, Kanonen, Kanonenkugeln … Es gibt kein einziges Wrack am Grund des Mittelmeers, das bislang dieser Zeit der Piraterie zugeordnet werden konnte. Eine erste Untersuchung datiert die Überreste des Schiffs vor Malta in Sturmers Zeit. Sie liegen allerdings in für Taucher:innen extrem gefährlicher Tiefe. Dieses erste Wrack am Hotspot der christlichen Piraterie wird nun im Rahmen dieser Dokumentation erforscht.