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DialogForum: Im Spiegelkabinett der Filterbubble

ORF/Günther Pichlkostner

Hanno Settele, Aidan White, Elisabeth Wehling, Klaus Unterberger, Bernhard Pörksen, Olja Alvir.

ORF-DialogForum „Im Spiegelkabinett der Filterbubble“

ORF III zeigt eine Aufzeichnung des DialogForums am Sonntag, dem 13. November 2016, um 22.50 Uhr.
Im digitalen Überangebot der Online-Welt sind Storys, Nachrichten und Bilder dann erfolgreich, wenn sie geklickt und geteilt werden. Am Smartphone sehen alle News-Angebote gleich aus, egal ob sie glaubwürdig sind oder nicht. „Go viral or die“ lautet die Devise. Kurz vor der US-Wahl stellte das ORF-DialogForum unter dem Titel „Im Spiegelkabinett der Filterbubble“ folgende Fragen: Welchen Einfluss haben Facebook und Google auf Europa? Was bewirken Filterbubbles und Echoräume? Wie reagieren europäische Qualitätsmedien auf die Umbrüche der Medienwelt? Und nicht zuletzt: Was hat der Journalismus von morgen mit der Demokratie in unseren Gesellschaften zur tun? Müssen wir akzeptieren, dass die aufklärerische Rolle der Medien mit der Digitalisierung zu Grabe getragen wird?
Nach der Eröffnung durch Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, diskutierten darüber unter der Leitung von Klaus Unterberger, ORF-Public-Value, am Donnerstag, dem 3. November 2016, im ORF RadioKulturhaus: Olja Alvir, Journalistin und Autorin aus Wien, Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen, ORF-Journalist Hanno Settele, Elisabeth Wehling von der University of California in Berkeley, und Aidan White, Director of the Ethical Journalism Network.
Franz Fischler erinnerte in seiner Eröffnungsrede an das geflügelte Wort, dass die Wahrheit ein Kind der Zeit sei. „Doch nun ist die Wahrheit ein Kind der Vergangenheit geworden. Denn wir leben heute in der postfaktischen Welt, in der faktenbasierte Information keine Saison hat“, sagte Fischler. „Hier sind europäische Medien und besonders die Öffentlich-Rechtlichen gefragt, wenn wir unsere demokratische Kultur nicht verlieren wollen und uns stattdessen im digitalen Spiegelkabinett in einer Welt ohne Wahrheit wiederfinden.“
Es bereite ihm Sorge, meinte Bernhard Pörksen, dass der Common Ground der Fakten in den Echokammern verloren gehe. „Neben der vierten Gewalt des Journalismus habe sich eine fünfte Gewalt der vernetzten Vielen geschoben. Dabei ist das Grundproblem, dass die Information im Netz wahnsinnig schnell ist, Wahrheit aber Zeit braucht.“ Elisabeth Wehling meinte, dass Journalismus ja auch filtere. „Die Frage ist nur, wo stehen die Filter der Bubble der Wahrheit entgegen?“, so Wehling. Und Olja Alvir konstatierte: „Man begibt sich sehr bewusst in das Spiegelkabinett. Und es ist gar nicht so anders als klassischer Medienkonsum, wo man sich eine bestimmte Zeitung kauft.“
Aidan White meinte, guter Journalismus folge einem Wertekatalog. „Doch die Information in sozialen Netzwerken wie Facebook ist selbstbezogen. Wenn wir Qualität wollen, braucht es Investitionen in diese Qualität. Denn wir stecken in einer politischen Krise genauso wie in einer Informationskrise. Wir müssen wieder lernen, Demokraten zu sein.“
Für Hanno Settele war klar: „Wir müssen mit der neuen Welt ein Auskommen finden. Wir müssen dort hin, wo die Menschen sind, auf diesen Kanälen präsent sein und eine Alternative zum jodelnden Elefanten anbieten.“