ORF/Filmwerkstatt Wien/Barbara Weissenbeck
ORF-Präsentation „Beethovens Neunte und das Kärntnertortheater – Ein musikalischer Krimi“
Am 7. Mai 1824 wurde Ludwig van Beethovens heute weltberühmte 9. Symphonie im Wiener Kärntnertortheater uraufgeführt. Eine neue, rund 52-minütige Dokumentation von Barbara Weissenbeck begibt sich zum 200-Jahr-Jubiläum dieses Ereignisses auf eine Zeitreise in die spannende Vergangenheit der ehemaligen Kulturinstitution und damit auch zur Uraufführung von Beethovens Werk. Der Film „Beethovens Neunte und das Kärntnertortheater – Ein musikalischer Krimi“ macht sich auf die detektivische Suche nach den historischen Plänen des Bühnenhauses und lässt dieses dank atemberaubender 3D-Animationen nicht nur optisch, sondern auch akustisch „wiederauferstehen“. Ebenso gezeigt wird der anhand der Konversationshefte des Komponisten sehr gut dokumentierte abenteuerliche Entstehungsprozess der 9. Symphonie, die für den musikalischen Rahmen der Doku sorgt. So werden die letzten Chorstellen des 4. Satzes mit der berühmten „Ode an die Freude“, die als Inspiration für die heutige Europahymne diente, am Filmende vom Originalklangorchester Wiener Akademie auf der Bühne des digital „neuerrichteten“ Kärntnertortheaters gespielt. Am Europatag, am Donnerstag, dem 9. Mai 2024 (Christi Himmelfahrt), um 21.10 Uhr in ORF 2 (Dacapo: Sonntag, 12. Mai, 9.05 Uhr, ORF 2) feiert die Produktion der ORF-TV-Kultur im Rahmen eines umfassenden ORF-Beethoven-Schwerpunkts ihre Fernsehpremiere.
Bereits am Donnerstag, dem 25. April, wurde sie im Wiener Hotel Sacher, das sich ungefähr an der Stelle des 1874 abgerissenen Kärntnertortheaters befindet, präsentiert.
ORF/Günther Pichlkostner
Traxl: „Abenteuerliches Forschungsprojekt“ und „Filmische Ode an die Freude“
ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl, der durch den Filmabend führte: „Wir habennicht nur die Geburt eines Wunderwerks nacherzählt, wir haben auch den Ort rekonstruiert, wo dieses Wunder zur Welt gekommen ist. Wir wollten nicht nur wissen, wie das Kärntnertortheater ausgesehen, sondern auch wie es geklungen hat. Es war ein abenteuerliches Forschungsprojekt, das nach Rückschlägen und Enttäuschungen letztendlich zu Glück und Erfolg geführt hat – ein wenig wie bei Meister Beethoven selbst. Eine filmische Ode an die Freude, für die allen Beteiligten großer Dank gebührt!“
Weissenbeck: „Sensationsfund“ und Beethovens „eigentlich nicht zu bewältigende Aufgabe“
Filmemacherin Barbara Weissenbeck, die auch als Produzentin, Drehbuchautorin (gemeinsam mit Nicholas Pöschl) und Editorin fungierte, berichtet über das abenteuerliche Projekt: „Der Film hat mit der Idee begonnen, eine Reise zur Uraufführung von Beethovens 9. Symphonie zu erzählen. Das haben wir einerseits musikalisch mit einem Originalklangorchester bewerkstelligt: es war unheimlich toll und sehr aufwendig, 90 Musiker:innen in ein Studio zu bringen und mit ihnen Aufnahmen aus der 9. Symphonie zu machen bzw. die Uraufführung nachzustellen. Die zweite höchst spannende Aufgabe war es, den Ort der Uraufführung, das Kärntnertortheater in Wien, das es seit 1873/1874 nicht mehr gibt, wiederherzustellen.“
Wie schon in dem von ihr gestalteten ORF-Film zur Pause des Neujahrskonzert 2023 anlässlich 150 Jahre Weltausstellung in Wien erfolgreich umgesetzt, arbeiteten Weissenbeck und ihr Team auch hier wieder mit innovativen 3D-Animationen. Aber es ging noch einen Schritt weiter: Für die Dokumentation sollte das verlorene Gebäude mit seiner besonderen Akustik so rekonstruiert werden, dass ein Nachempfinden von Raum und Klang aus der Zeit Beethovens annähernd möglich wird und damit die 9. Symphonie und ihre Uraufführung aus der Vergangenheit ins Hier und Heute holt.
Als zweiten, interessanten Erzählstrang baute die Wiener Filmemacherin in ihrer Dokumentation die Suche nach Plänen und Unterlagen für die Rekonstruktion des Bühnenhauses ein, die, wie sich zunächst zeigte, kaum bzw. nur in einer veralteten Version vor dem Theaterbrand 1761 vorhanden waren. Dieses Unterfangen, bei dem Weissenbeck von Architekt Bernhard Rapf unterstützt wurde, entpuppte sich tatsächlich als „Krimi“, war aber schließlich von überraschendem Erfolg gekrönt. „Die wirkliche Sensation dieses Films ist, dass wir Pläne entdeckt haben, die bis dahin in der Grafischen Sammlung der Wiener Albertina versteckt in einer Mappe lagen und bisher von niemandem entdeckt wurden. Diese Pläne schauen so schön und so neu aus, weil sie einfach noch nie jemand hervorgeholt hat. Dank dieses Sensationsfunds konnten wir dann die Animationen bauen“, erzählt die Filmemacherin.
Welchen Part nimmt in ihrem Film Beethovens 9. Symphonie letztendlich ein? „Dieses möglicherweise sogar Hauptwerk Beethovens, das dort uraufgeführt wurde, begleitet den Film einerseits musikalisch und macht auch in etwa die Hälfte der Erzählung aus. Es zeigt die Schwierigkeiten Beethovens, den vierten Satz fertigzustellen, weil er dabei sehr mit sich und seiner Taubheit gerungen hat und gleichzeitig unheimlich viel damit zu tun hatte, Musiker, Chor und Sänger, die abgesagt haben, zu organisieren, Kopisten zu finden, Geld aufzustellen, einfach alles zu organisieren. Das wirft vielleicht auch einen neuen Blick auf diese Symphonie. Während dieser Arbeit und vor allem während des Schnitts habe ich immer wieder versucht, mir vorzustellen, wie es ist, wenn man fast taub ist und all das macht. Das ist eigentlich eine nicht zu bewältigende Aufgabe“, so Weissenbeck.
ORF-Beethoven-Festspiele in TV und Radio: Mit Konzerten, Dokus, Spielfilm, Radio-Features
Anschließend an die TV-Premiere von „Beethovens Neunte und das Kärntnertortheater – Ein musikalischer Krimi“ am 9. Mai steht am selben Abend in ORF 2 eine hochkarätige Aufführung der Komposition, die zu den symbolträchtigsten Werken der europäischen Musikgeschichte zählt, unter der Leitung von Riccardo Muti aus dem Wiener Musikverein auf dem Spielplan: „Beethovens Neunte wird 200 – Jubiläumskonzert der Wiener Philharmoniker“ (22.20 Uhr; bereits am Dienstag, 7. Mai, live in Ö1). Danach zeigt ORF 2 das 2020 vom ORF koproduzierte Historiendrama „Louis van Beethoven“ (23.40 Uhr) von Niki Stein mit Tobias Moretti in der Titelrolle, das aus unterschiedlichen Perspektiven auf dem Menschen hinter dem außergewöhnlichen Künstler blickt.
Die Beethoven-Festspiele im Fernsehen starten bereits am 28. April in ORF III: Die Doku „Beethoven: Die Zehnte – Wie hätte es weitergehen können?“ (Sonntag, 28. April, 19.20 Uhr) von Hannes M. Schalle präsentiert ein spannendes musikwissenschaftliches Projekt zur Vervollständigung der nur in Skizzen hinterlassenen 10. Symphonie mittels Künstlicher Intelligenz.
Neben weiteren themenaffinen Dokumentationen stellt die live-zeitversetzte Übertragung der 9. Symphonie in der Interpretation der Wiener Symphoniker aus dem Großen Saal des Wiener Konzerthauses am 200. Jahrestag der Uraufführung den ORF-III-Höhepunkt dar. Unter dem Motto „Europa feiert Beethoven – ORF III feiert mit!“ (Dienstag, 7. Mai, 20.15 Uhr) wird der Sender damit Teil eines einzigartigen europäischen Fernsehprojekts: ARTE präsentiert an diesem Tag die vier Sätze von Beethovens „Neunter“ nacheinander live-zeitversetzt aus vier europäischen Städten – dargeboten von vier Spitzenorchestern unter jeweils hochkarätiger musikalischer Leitung. Neben dem Gewandhausorchester Leipzig mit Andris Nelsons, dem Orchestre de Paris unter Klaus Mäkelä sowie dem Orchestra del Teatro alla Scala in Mailand mit Riccardo Chailly steuern die Wiener Symphoniker unter Dirigentin Joana Mallwitz den vierten und finalen Satz mit der berühmten „Ode an die Freude“ bei.
Auch das Kulturradio Ö1 würdigt den Anlass mit zahlreichen Sendungen:
So ist „Die mythenumrankte Geburtsstunde von Beethovens 9. Symphonie“ Thema von „Opus – das Musikkolloquium“ (Mittwoch, 1. Mai, 15.05 Uhr). Dem berühmten Werk widmen sich auch drei Ausgaben der Reihe „Ausgewählt“ (10.05 Uhr): Im Mittelpunkt stehen „Friedrich Schillers Gedicht ‚Ode an die Freude‘ – nicht nur von Beethoven vertont“ (Montag, 6. Mai), „Das k.k. Hoftheater nächst dem Kärntnerthore“ (Dienstag, 7. Mai) und „Beethovens Schaffen rund um die ‚Neunte‘“ (Mittwoch, 8. Mai).
Am Jubiläumstag der Uraufführung überträgt Ö1 unter dem Motto „200 Jahre 9. Symphonie“ (Dienstag, 7. Mai, live um 19.30 Uhr) die Aufführung des Werks live aus dem Wiener Musikverein: Unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti spielen die Wiener Philharmoniker, es singen Julia Kleiter (Sopran), Marianne Crebassa (Mezzosopran), Michael Spyres (Tenor), Günther Groissböck (Bass) und der Wiener Singverein.
Weitere Informationen zur Dokumentation „Beethovens Neunte und das Kärntnertortheater – Ein musikalischer Krimi“ sind unter tv.ORF.at abrufbar. Weitere Details zum Beethoven-Schwerpunkt stehen ebendort bzw. unter oe1.ORF.at zur Verfügung.