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Neuer ORF-III-Dokuzweiteiler „Arisierung“ präsentiert

Intensive Aufarbeitung der Geschichte – TV-Premiere am 11. November als Teil eines „zeit.geschichte“-Themenabends
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Jüdinnen und Juden systematisch beraubt und enteignet. Ihr Vermögen, darunter Geschäfte, Wohnungen und andere Besitztümer, wurde „arisiert“. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 fanden regelrechte Plünderungsaktionen durch die Nazis statt. Später leitete die NS-Führung mit einer Reihe von Gesetzen „legale“ Maßnahmen für die Enteignungen ein. Die neue, zweiteilige ORF-III-Produktion „Arisierung“, mit den Dokumentationen „Der große Raubzug“ von Sabrina Peer und Ernst Pohn sowie „Die verlorenen Jahre“ von Kurt Mayer, bietet eine intensive Aufarbeitung der Geschichte der „Arisierung“. Die je rund 45-minütigen Filme veranschaulichen das System, mit dem die jüdische Bevölkerung unter Zwang aus der Wirtschaft verdrängt wurde, sowie die existentiellen Konsequenzen für die Betroffenen.
Am Montag, dem 6. November 2017, luden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und die Direktorin des Jüdischen Museums Wien Dr. Danielle Spera zur Präsentation. Anlässlich des Jahrestags der Novemberpogrome (9. November) haben beide Dokumentationen am Samstag, dem 11. November, ab 20.15 Uhr im Rahmen der „zeit.geschichte“ ihre TV-Premiere.
Der Einladung ins Jüdische Museum folgten zahlreiche Prominente aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Politik, u. a. die Botschafterin des Staates Israel, Talya Lador-Fresher, die Gesandte der Deutschen Botschaft Michaela Späth, Stadtrat Michael Ludwig, BM a.D. und Sozialbau Vorstandsvorsitzender Josef Ostermayer, Historiker Oliver Rathkolb, die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich Hannah Lessing, der Generalsekretär des Zukunftsfonds, Herwig Hösele, Zeitzeuge Hans Menasse, außerdem Filmmitwirkende wie Teresa Marosi, Inhaberin einer Wiener Innenstadt-Apotheke, deren Familie von der „Arisierung“ betroffen war, weiters – ebenfalls Mitwirkende – Christiane Wenckheim, Aufsichtsratsvorsitzende der Ottakringer Brauerei, außerdem die ORF-Publikumsratsvorsitzende Ilse Brandner-Radinger, der ehemalige ORF-Generalintendant und ORF-III-Kulturbeiratsvorsitzende Gerhard Weis, ORF-III-Kulturbeirat und Art-for-Art-Direktor Josef Kirchberger sowie ORF-III-Programmgeschäftsführer Peter Schöber.
Neuer ORF-III-Dokuzweiteiler "Arisierung" präsentiert

ORF/Roman Zach-Kiesling

ORF III Geschäftsführer Peter Schöber, Stadtrat Dr. Michael Ludwig, Dr. Alexander Wrabetz (ORF-Generaldirektor), Dr. Danielle Spera (Direktorin des jüdischen Museums Wien), Kurt Mayer, Ani Gülgün-Mayr

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: „Großes Anliegen, alle relevanten zeitgeschichtlichen Themen intensiv aufzuarbeiten!“

„Die sogenannte ‚Arisierung‘ zu Zeiten des Nationalsozialismus stellt ein dunkles Kapitel österreichischer Geschichte dar, das bis heute noch nicht zur Gänze aufgearbeitet wurde“, sagt ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz. „Restitutionsfälle von Kunstgegenständen gelangen immer wieder an die Öffentlichkeit, doch die Ausmaße der ‚Arisierung‘ von jüdischem Besitz und deren Folgen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Existenz der betroffenen Menschen sind wenig bekannt. Damit befasst sich diese zweiteilige ORF-III-Neuproduktion ausführlich. Einem großen Anliegen des ORF, alle relevanten zeitgeschichtlichen Themen intensiv aufzuarbeiten, medial im digitalen Gedächtnis zu verankern und so eine lebendige Erinnerungskultur zu schaffen, wird auch mit dieser Produktion beispielhaft Rechnung getragen“, so Wrabetz.

Dr. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien: „Keine Einladung zur Rückkehr in die Heimat, schleppende Rückstellungen“

Durch beide Dokumentarfilme führt die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Dr. Danielle Spera. „Nach dem so genannten ‚Anschluss‘ Österreichs 1938 kam es neben der brutalen Verfolgung, Vertreibung und schließlich Ermordung der Jüdinnen und Juden auch zu einem Raubzug gigantischen Ausmaßes. Geschäfte, Wohnungen, Mobiliar, Autos wurden enteignet und an willfährige Nationalsozialisten oder deren Sympathisanten verteilt“, so Spera. Und: „Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden weder die vertriebenen Jüdinnen und Juden zur Rückkehr in ihre Heimat eingeladen, noch deren Besitz zurückgegeben. Erst schleppend liefen die Rückstellungen an und fielen meist sehr ungünstig für die betroffenen Jüdinnen und Juden aus. Zahlreiche Fälle ziehen sich bis in unsere Zeit, wie die Diskussion um Raubkunst gezeigt hat. Die Dokumentation führt uns dieses lange verdrängte Kapitel einprägsam vor Augen.“