Dieser Browser ist veraltet, daher ist die Seitendarstellung fehlerhaft.

„Der Geschichteneinsammler“: Ö1 zum 90. Geburtstag von Alexander Kluge

Anlässlich seines 90. Geburtstages am 14. Februar widmet Ö1 dem Autor und Filmemacher Alexander Kluge mehrere Sendungen: den „Ö1 Essay“ (11.2.), das „Ö1 Hörspiel“ (12.2.) und am 13. Februar „Du holde Kunst“ und „Ex libris“.
Alexander Kluge zählt zu den führenden deutschen Intellektuellen. Er selbst sieht sich mehr als Autor, denn als Filmemacher, von seinen Kritikern wird er als Chronist des Jahrhunderts gefeiert.
Am Freitag, den 11. Februar liest Burgtheaterschauspieler Dietmar König im „Ö1 Essay“ (11.05 Uhr) Auszüge aus Alexander Kluges Rede mit dem Titel „Augenblick tragisch-glücklicher Wiederkennung“, gehalten anlässlich der Verleihung des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg 1989. „Die einzige Garantie für die ‚Richtigkeit‘ unseres Denkens liegt darin, dass wir gleichsam in Gemeinschaft mit anderen, denen wir unsere und die uns ihre Gedanken mitteilen, denken.“ So beginnt Kluge diese Rede mit dem programmatischen Untertitel: „Warum die Öffentlichkeit ein um keinen Preis der Welt verkäufliches Gemeingut ist (Gemeingut = persönliches Eigentum eines jeden von uns)“. Kluges handlungsleitende Grundidee: „Es gibt kein Denken, das sich darauf beschränkt, die Stärke seiner Gedanken monologartig vorzutragen; die Rückantworten, die Anerkennung meiner Gedanken aus der Rückantwort der anderen, das ist überhaupt denken. Da ich auf das Denken (und nach Kleist heißt das auch: ‚auf das Unterscheidungsvermögen der Gefühle‘) nicht verzichten kann, ist die elementare Fähigkeit, sich mit anderen auszutauschen, Öffentlichkeit zu bilden, lebensnotwendig. Es ist kein Pathos, sondern Lebenspraxis, dass substanzreiche Öffentlichkeit die Voraussetzung dafür ist, dass ich mir traue, dass ich Selbstvertrauen habe und anderen trauen kann. Dass dies herstellbar ist, ist die Funktion, aber auch das Leben der Öffentlichkeit.“
Das „Ö1 Hörspiel“ bringt am Samstag, den 12. Februar ab 14.00 Uhr eine Alexander-Kluge-Montage. In der diesjährigen ORF-Produktion „Kommt gestern morgen?“ wirken Evamaria Salcher, Sabine Haupt, Anna Rieser, Regina Fritsch, Nancy Mensah-Offei, Alina Fritsch und Till Firit mit, Klangkomposition: Stefan Weber, Bearbeitung und Regie: Christian Lerch. Kluges Werk durchzieht ein tiefes Misstrauen gegenüber den starren Versprechungen der europäischen Moderne. Gleichzeitig scheint er von einer geradezu Brecht‘schen (Sprach-)Freude getrieben, die Institutionen der Aufklärung zu hinterfragen: Wissenschaft, Recht und Geschichte erzeugen binäre Wahrheiten, sie trennen „Hirn, Gefühl und Taten des Menschen voneinander“. Die Folgen sind gesellschaftliche Wirklichkeiten, die durch Gewalt, Sexismus oder Rassismus geprägt sind. Das Kluge‘sche Denken antizipiert und reflektiert auf poetische, oftmals widerspenstige Weise zeitgenössische Konflikte und legt Emotionszustände, stets rhythmisch präzise, offen. Im Hörspiel „Kommt gestern morgen?“ werden ausgewählte und neu inszenierte Szenen aus Filmen, Büchern, Reden und Manuskripten montiert.
Am Sonntag, den 13. Februar liest Brigitta Furgler in „Du holde Kunst“ (8.15 Uhr) unter dem Titel „Alle Gefühle glauben an einen glücklichen Ausgang“ Texte von Alexander Kluge über Poesie, Musik und Gesellschaft. Dazu ist Musik von Robert Schumann, Joseph Strauß, Franz Schubert, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach zu hören. Um „Alexander Kluge - Der Geschichteneinsammler“ geht es dann ab 16.00 Uhr.in „Ex libris“.