ORF-DialogForum Spezial: Dokumentarfilm „The Cleaners“ präsentiert
Wer entscheidet darüber, welche Inhalte wir auf Facebook sehen dürfen und welche nicht? Wer trifft die komplexen Entscheidungen über Zensur und Sichtbarkeit von Fotos oder Videos? Welche globalen Auswirkungen hat Onlinezensur? Wie sozial sind Social Media? Diese und andere Fragen stellt der Dokumentarfilm „The Cleaners“ und enthüllt dabei gleichzeitig eine gigantische Schattenindustrie digitaler Zensur in Manila, dem weltweit größten Outsourcing-Standort für Content-Moderation. Er zeigt den traumatisierenden Arbeitsalltag sogenannter „Content-Moderatorinnen und -Moderatoren“ und gewährt Einblicke in die Funktionsweisen und Mechanismen von sozialen Netzwerken.
Der Film – eine internationale Koproduktion mit ORF-Beteiligung – wurde gestern, am Dienstag, dem 5. Juni 2018, im Rahmen eines ORF-DialogForums Spezial präsentiert. Anschließend wurde mit den Regisseuren des Films, Hans Block und Moritz Riesewieck, sowie ORF-Kulturchef Martin Traxl darüber gesprochen. In den österreichischen Kinos ist der Film, der bereits international für Aufsehen sorgte, ab heute, dem 6. Juni, zu sehen, die ORF-Premiere ist für 16. September 2018 geplant.
ORF-Kulturchef Martin Traxl über die Entscheidung, das Projekt mitzufinanzieren: „Am Anfang gibt es immer eine Idee, ein Konzept – und es ist nicht klar, wie der Verlauf sein wird. Aber da geht es dann um Vertrauen und starke Partnerschaften, die wir mit den Produzenten haben. Und wer sollte ein solches Thema angehen, wenn nicht öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Denn bei so einem Thema geht es darum, die nötige Sorgfalt an den Tag zu legen. Es ist nicht nur ein Film über Social Media, sondern auch über Zustände in der Welt. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss das unterstützen und einem breiten Publikum zugänglich machen. Denn es geht um nichts anderes als um die Verteidigung der Demokratie – und dazu zählt auch eine entsprechende Medienkultur."
Hans Block: „Mehr und mehr Leute informieren sich ausschließlich über soziale Medien. Daher ist es ganz entscheidend, was dort vorkommen darf und was gelöscht wird. Wenn diese Entscheidung plötzlich in den Händen von jungen Menschen liegt, die wenig ausgebildet werden, diese zu treffen, ist das alarmierend.“ Und weiter: „Wenn dahinter ein Privatunternehmen steht, das als erstes Ziel formuliert, Profit zu generieren, ist das nicht immer das, was einer Gesellschaft guttut. Wir haben während der Recherche gelernt, wie wertvoll es ist, dass es öffentlich-rechtliche Sender gibt und dass es nach wie vor wichtig ist, dass wir ein paar Euro im Monat dort lassen und Journalisten an die Hebel lassen, die informiert sind, Quellen prüfen und mit bestmöglichem Gewissen versuchen, die Gesellschaft zu informieren. Da kann man nur den Tipp geben, lasst euch das nicht aus der Hand nehmen.“
Moritz Riesewieck hat die Protagonisten des Films in Manila nochmals besucht: „Es war erleichternd zu sehen, dass es ihnen nicht schlechter geht als in der Zeit, als sie diesen Job gemacht haben. Manche haben auch mittlerweile Jobs gefunden ohne diese Belastung. Sie mögen den Film sehr und sind stolz darauf und auch froh darüber, dass die Welt erfährt, was sie in ihrer Arbeit geleistet haben.“
Das ORF-DialogForum ist eine Initiative des ORF, das Gespräch mit seinem Publikum, den österreichischen Institutionen, den Organisationen und Gruppen der Gesellschaft zu beleben.