Ö1: „Hörspiel des Jahres 2016“ ist „Medea“ nach Euripides – „Hörspiel-Kritikerpreis“ für Manfred Schild
„Medea“, das „Hörspiel des Jahres“, wird am Samstag, den 25. Februar um 14.00 Uhr in Ö1 erneut ausgestrahlt. Manfred Schilds Stück wird im „Hörspiel-Studio“ am Dienstag, den 7. März ab 21.00 Uhr wiederholt.
Bei der vom ORF zum 24. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten die Hörerinnen und Hörer aus 17 Neuproduktionen des Jahres 2016 ihr „Hörspiel des Jahres“. Das Publikum hat sich mit klarer Mehrheit für Helmut Peschinas Hörspiel-Fassung von Euripides‘ Tragödie „Medea“ mit Burgschauspielerin Sylvie Rohrer in der Hauptrolle entschieden. Der zum zehnten Mal vergebene „Hörspielpreis der Kritik“ geht an die Live-Hörspielkomödie „Sturm und Zwang“ von Manfred Schild, eine Produktion des ORF Landesstudios Tirol. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 24. Februar im Wiener ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als „Schauspieler des Jahres“ wurde Karl Markovics geehrt.
Weiters wurden die Siegerprojekte von Track 5‘, dem Ö1 Wettbewerb für Kurzhörspiele, präsentiert. Diese sind am 14. März im „Hörspiel-Studio“ (21.00 Uhr) zu hören.
„Medea“ nach Euripides
Das diesjährige „Hörspiel des Jahres“ ist die von Helmut Peschina bearbeitete Hörspiel-Fassung der antiken „Medea“-Sage nach Euripides mit den Burgschauspielern Sylvie Rohrer als Medea, Roland Koch als ihr untreuer Mann Jason, Martin Schwab als König Kreon, Elisabeth Orth als Amme Medeas, Alexandra Henkel als Korintherin und Markus Meyer (der „Hörspiel-Schauspieler des Jahres 2015“) als Bote. In weiteren Rollen sind Paul Wolff-Plottegg und Joseph Lorenz zu hören. Regie führte Alice Elstner und als Musik wurden Elemente einer Medea-Komposition von Clemens Gadenstätter verwendet, die ausschließlich mit Instrumenten aus Metall erzeugt wurde. Der „Medea“-Stoff ist 2400 Jahre alt. Helmut Peschina hat sich bei seiner Bearbeitung inhaltlich sehr genau an Euripides gehalten, hat dabei aber die gereimte Sprache des Originals verlassen und einen eigenen Rhythmus gefunden. Medea ist eine zauberkundige Königstochter aus Kolchis, an der Ostküste des Schwarzen Meeres (dem heutigen Georgien). Sie verliebt sich in den Griechen Jason, den Anführer der Argonauten, und wird so zur Verräterin an ihrer Familie und ihrer Heimat. Mit Jason flieht sie nach Griechenland. Aber dort, in Korinth, bleibt sie, so sehr sie sich bemüht, eine Fremde. Als Jason sie verlässt und die Tochter des Königs von Korinth heiraten will, rächt sie sich in ihrer Verzweiflung grausam. Während Medea auf den Bühnen oft mit großem dramatischen Gestus auftritt, ist sie in der Hörspielfassung zurückgenommen zu hören.
Fünf Stücke auf Platz 2
Zum ersten Mal in der Geschichte der Ö1 „Hörspiel-Gala“ landeten auf dem zweiten Platz fünf Stücke ex-aequo: „Für den Herrscher aus Übersee“ von Teresa Präauer mit Peter Simonischek, „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger, zu deren 95. Geburtstag als Hörspiel umgesetzt von der Schauspielerin Anne Bennent, „Der Hochwald“ von Adalbert Stifter in einer Bearbeitung von Andreas Jungwirth mit Sophie Rois als Erzählerin, Hugo von Hofmannsthals „Der Rosenkavalier“ in einer Hörspielfassung ohne die Musik von Richard Strauß und „Tisenjoch. Aufstieg zur Fundstelle. Eine akustische Rekapitulation“, ein teilweise dokumentarisches Hörstück von Bodo Hell und Martin Leitner über den letzten Weg des Ötzi vor 5000 Jahren.
Vergabe des „Hörspiel-Kritikerpreises“ an Manfred Schild
Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der „Hörspielpreis der Kritik“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der „Kleinen Zeitung“ und des „Standard“ wählte das Stück „Sturm und Zwang“ von Manfred Schild aus dem ORF Landesstudio Tirol. Regie führte Martin Sailer. „Sturm und Zwang“ ist eine Live-Hörspielkomödie über den Theaterbetrieb. Ein Burgtheaterregisseur lässt die Proben für Shakespeares „Sturm“ nicht in Wien stattfinden, sondern auf einer kroatischen Insel. Der Weg dorthin auf einem Segelboot ist beschwerlich und gerät für ein alterndes Schauspieler-Ehepaar (Brigitte Jaufenthaler und Günter Lieder), eine junge Ausdruckstänzerin (Juliana Haider) und den deutschen Regieassistenten (Gerhard Kasal) zur Prüfung.
ORF Tirol Landesdirektor Helmut Krieghofer zur Auszeichnung: „Ich gratuliere allen Mitwirkenden sehr herzlich. ‚Sturm und Zwang‘ haben wir als Live-Hörspiel im Landestudio Tirol vor Publikum mit großem Erfolg uraufgeführt. Am 6. März werden wir es im Studio3 erneut aufführen. Hörspiele machen ist für uns ein essenzieller Teil des Radiomachens. Wir sind das einzige ORF-Landesstudio, das Hörspiele produziert – ganz im Sinn des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrages. 2017 erwartet die Fans des Hörspiels unter anderem Neues von Felix Mitterer und Uli Brée, die wir mit Arbeiten beauftragt haben. Wichtige Auszeichnungen, wie die Wahl zum ‚Hörspiel des Jahres‘ 1997 für ‚Kleine Vogelkunde‘ von Händl Klaus, 2003 für ‚Die Beichte‘ von Felix Mitterer, die auch den ‚Prix Italia‘ gewann, 2010 ‚Die Kleineren Reisen‘ von Alois Hotschnig und 2013 ‚Ein Bericht für eine Akademie‘, Franz Kafka/ Felix Mitterer, bestärken uns in unserem Engagement für diese Form der Radio-Literatur mit Tradition im ORF Tirol. Literatur-Verantwortlicher und Hörspiel-Regisseur Martin Sailer ist für ‚Die Beichte‘, ‚Die kleineren Reisen‘ und erst kürzlich für ‚Dürre Jahre‘, ein Hörspiel der Südtiroler Autorin Helene Flöss, mit dem ‚Radiopreis der Erwachsenenbildung‘ ausgezeichnet worden. Für uns ein weiterer Beweis, dass wir mit unseren Hörspiel-Produktionen sowohl die Interessen unseres Publikums treffen als auch unseren Bildungsauftrag erfüllen.“
Track 5‘ - die Siegerstücke des Ö1 Wettbewerbs für Kurzhörspiele
„Man kann ja nie wissen“ war das Motto des Kurzhörspiel-Wettbewerbs Track 5‘, den Ö1 wieder mit der „schule für dichtung“ ausgerichtet hat. Aus der Rekordzahl von 119 Einreichungen hat eine Jury 15 Kurzhörspiele nominiert. Daraus hat das Publikum nun die Gewinner gewählt: Platz 1 und damit 1.000,- Euro Preisgeld geht an Peter Panierer für „Man kann ja nie wissen“, ein Hörspiel, das auf ironische Weise einen Dialog zwischen einem Selbstmörder auf einer Brücke und einem Waschbären, der ein Hörspiel produzieren will, darstellt. Der Gewinner des zweiten Preises mit 500,- Euro ist Valentin Jahn mit seinem Hörspiel „Fly High“ über Drogenmissbrauch unter amerikanischen Piloten. Platz drei mit ebenfalls 500,- Euro geht an „galore galore“ von Caroline Hofer - eine Klangreise von der naturbelassenen Insel Sao Miguel in den Azoren in den Trubel von Saigon und die Ruhe von Da Lat in Vietnam. Zusätzlich vergibt die „schule für dichtung“ zum vierten Mal einen Sonderpreis, der mit 1.000,- Euro dotiert ist und den dieses Jahr Bernd Fallenegger erhält. Sein Hörspiel „Hirschendämmerung“ dreht sich um ein Gedicht, das von einer Jagdszene erzählt.
Karl Markovics „Schauspieler des Jahres 2016“
Seit 20 Jahren wählt eine Fachjury aus ORF-Hörspielregisseurinnen und -regisseuren gemeinsam mit der Ö1-Hörspiel-Redaktion die Schauspielerin oder den Schauspieler des Jahres. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an den Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Karl Markovics. Für Ö1 hat Markovics in den letzten Jahren in vielen und sehr unterschiedlichen Hörspielen mitgewirkt, so war er etwa in „Langholzfeld“ (2016) von Andreas Jungwirth, „Die Juden“(2016) von Gotthold Ephraim Lessing, in Klaus Buhlerts Mammut-Bearbeitung von Elias Canettis „Die Blendung“(2013), in „Einsteins Fragment“(2010) von Friedrich Bestenreiner, „Vier Juden auf dem Parnass“(2008) von Carl Djerassi und „Mozarttreiben“(2006) von Peter Rosei zu hören.
Zu den bisher Ausgezeichneten der Fachjury zählen u.a. Rudolf Wessely, Michou Friesz, Martin Schwab, Bibiana Zeller, Peter Simonischek, Peter Matic, Andrea Clausen, Erwin Steinhauer, Chris Pichler, Elisabeth Orth, Cornelius Obonya, Joachim Bißmeier, Markus Hering, Petra Morzé und Markus Meyer.