
ORF/Hubert Mican
„Menschen & Mächte“-Dokumentation „Flucht in die Freiheit – 60 Jahre Ungarnaufstand“ im RadioKulturhaus präsentiert
Am 19. Oktober um 22.30 Uhr in ORF 2
„Mein Vater hat mich mit einer Schnur an sich gebunden, damit ich nicht verloren gehe.“ Das sagt Bela Koreny, der vor 60 Jahren mit seinen Eltern aus Ungarn nach Österreich geflohen ist. Im Rahmen eines trimedialen Programmschwerpunkts nimmt die „Menschen & Mächte“-Dokumentation von Andreas Pfeifer und Andreas Novak den 60. Jahrestag des Ungarnaufstands am Mittwoch, dem 19. Oktober 2016, um 22.30 Uhr in ORF 2 zum Anlass für eine filmische Betrachtung über Erfahrungen und Grenzerfahrungen von Flucht und Flüchtlingshilfe. Sie führt auf drei Ebenen von der historischen Aufarbeitung der Ereignisse und Beweggründe des Aufstands über den Abbau des Eisernen Vorhangs bis zur Abschottungspolitik der Gegenwart.
Gestern, Montag, 17. Oktober, wurde der Film in Anwesenheit von Verteidigungsminister Mag. Hans Peter Doskozil, ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz, des ungarischen Botschaftssekretärs Dr. Gergő Szilágyi, von ORF-TV-Hauptabteilungsleiter für Bildung und Zeitgeschehen Gerhard Klein, der Doku-Gestalter Andreas Pfeifer und Andreas Novak sowie der in der Dokumentation zu Wort kommenden Zeitzeugen – unter ihnen Prof. Paul Lendvai, Unfallchirurg Univ.-Prof. Dr. Vilmos Vécsei, Unternehmensberaterin Hedvig Vécsei und Journalist Prof. Paul Vécsei – im RadioKulturhaus präsentiert.
ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz: „Ungarn-Dokumentation hält Zeitgeschichte nicht nur für die Nachwelt fest, sondern spannt Bogen der dramatischen Ereignisse von 1956 in die Gegenwart“

ORF/Hubert Mican
„Anspruch der ORF-Reihe ‚Menschen & Mächte‘ ist es, Zeitgeschichte nicht nur für die Nachwelt festzuhalten, sondern dahingehend aufzuarbeiten, dass der Bogen ins Heute gespannt wird. Österreich und Ungarn sind durch die gemeinsame Geschichte eng miteinander verbunden. Das Spannende an der Ungarn-Dokumentation von Andreas Pfeifer und Andreas Novak ist, wie sie den Bogen der dramatischen Ereignisse von 1956 in die Gegenwart spannen – von ungarischen Flüchtlingen, die heute höchst anerkannte Bürger in Österreich sind und ihre Geschichte erzählen, zur aktuellen Flüchtlingssituation. Mein Dank gilt dem gesamten Team und den Zeitzeugen, allen voran Prof. Paul Lendvai, der im Rahmen unseres Programmschwerpunkts als profunder Osteuropa- und Ungarnexperte auch Gast in der ‚ZiB 2 History‘ am 23. Oktober sein wird.“
„ZiB“-Außenpolitik-Chef Andreas Pfeifer: „Gedenkjahr des ungarischen Volksaufstandes Anlass für filmische Betrachtung über Erfahrungen und Grenzerfahrungen von Flüchtenden“
„Die Dokumentation nimmt das Gedenkjahr des ungarischen Volksaufstandes zum Anlass für eine filmische Betrachtung über Erfahrungen und Grenzerfahrungen von Flüchtenden. Sie führt auf drei Ebenen von der historischen Aufarbeitung der Ereignisse im Herbst 1956 über den Abbau des Eisernen Vorhangs 1989 bis zur Abschottungspolitik der Gegenwart. Dabei zeigt sich, wie sehr sich die politischen Rahmenbedingungen der Flucht verändern – vergleichbar hingegen bleiben die Schicksale von Flüchtlingen und die Herausforderungen für Menschen und Regierungen, die Migrationsbewegungen bewältigen müssen.“
Andreas Novak, Leiter der ORF-Zeitgeschichte-Redaktion: „Dramaturgisch-analytischer Bogen von 1956 über 1989 bis ins Heute wird zur Reflexion über Solidarität, Willkommenskultur und Zäune“
„Im Herbst 1956 haben sich die Ungarn für knapp zwei Wochen die Freiheit erkämpft und während dieses kurzen Zeitraums eigentlich eine Weltmacht besiegt. Diesen Kampf für Gedankenfreiheit, gegen Stacheldrähte, Demarkationslinien und Wachtürme nimmt unsere Dokumentation zum Anlass, einen dramaturgisch-analytischen Bogen von 1956 über 1989 bis ins Heute zu spannen – einen Bogen, der gleichzeitig zur Reflexion über Solidarität, Willkommenskultur und Zäune wird.“
„Flucht in die Freiheit – 60 Jahre Ungarnaufstand“ – Mittwoch, 19. Oktober, 22.30 Uhr, ORF 2
Eine Demonstration von Studierenden in Budapest löst am 23. Oktober 1956 eine dramatische Revolte gegen ein kommunistisches System der Unterdrückung und Bevormundung aus. Es kommt zu einer frühen Machtprobe im Kalten Krieg. Als die Sowjetarmee den Aufstand am 4. November niederschlägt, verlassen 180.000 bis 200.000 Menschen ihre Heimat in Richtung Westen. Das Nachbarland Österreich, das erst im Jahr zuvor mit dem Staatsvertrag und dem Abzug der russischen Soldaten seine Souveränität gefestigt hat, wird von einer großen Fluchtbewegung erreicht und muss zwischen humanitären und politischen Herausforderungen eine Willkommenskultur entwickeln und bewahren.
In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die 1956 die Flucht ergriffen und sich in Österreich beheimatet haben. Der Pianist und Komponist Béla Koreny wird als Gründer der Broadway-Bar zu einem Initiator des Wiener Musiklebens. Vilmos Vécsei, der mit seinen drei Geschwistern aus Sopron flieht, studiert Medizin und wird zum Chef der Unfallchirurgie am Wiener AKH. Der Journalist Paul Lendvai, der in Ungarn mit Berufsverbot belegt ist, startet in Österreich eine Karriere als Außenpolitikexperte mit einem stets kritisch-wachsamen Auge für ungarische Entwicklungen. Aber auch die Helfenden steuern Erfahrungswerte bei: Eleonore Trentini, die mit Ungarnflüchtlingen ihre Kindheit und ihre Wohnung teilt, Altbundespräsident Heinz Fischer, der im Flüchtlingslager Traiskirchen als Tellerwäscher gearbeitet hat.
„Flucht in die Freiheit – 60 Jahre Ungarnaufstand“ ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand abrufbar und wird auch als Live-Stream angeboten.
Was hat „Freiheit“ für die Flüchtenden bedeutet? Wie hat die mittlerweile recht groß gewordene ungarische „Community“ den Fall des Eisernen Vorhanges 1989 erlebt, der viele Ungarn bald als billige Arbeitskräfte nach Österreich führte? Und wie geht die Regierung von Viktor Orbán im Gedenkjahr 2016 mit der Erinnerung an eine Flüchtlingskrise um, die die eigenen Landsleute betroffen hat? 60 Jahre nach dem von österreichischer und internationaler Solidarität begleiteten Kampf um Freiheit und Demokratie sollen Zäune und Stacheldrähte vor jenen schützen, die heute zu Zehntausenden vor Krieg, Zerstörung und Terror flüchten. Vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse werden in der ORF-Dokumentation auch gegenwärtige Eingrenzungen der Willkommenskultur manifest. Am 23. Oktober kommt dazu um 21.55 Uhr in ORF 2 eine „ZiB 2 History“ live aus Budapest.