Dieser Browser ist veraltet, daher ist die Seitendarstellung fehlerhaft.
Zwischen Sowjets und Amerikanern - Besatzungszeit in Österreich

ORF/Thomas Hackl Film & MinaPictures/Sammlung Thomas Hackl

Im Bild: Grenzkontrolle; Richtung Ennsdorf vor der Ennsbrücke.

„Zwischen Sowjets und Amerikanern – Besatzungszeit in Österreich“: Neue ORF-III-Dokumentation in Steyr präsentiert

TV-Premiere am 18. Oktober um 20.15 Uhr – auch auf ORF ON
Wie lebt es sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im eigenen Land unter neuen Mächten, die unterschiedlicher nicht sein könnten? Ab Mai 1945 stehen Amerikaner und Sowjets einander an der Demarkationslinie an Donau und Enns direkt gegenüber. Die Besatzung, der Wiederaufbau und die Neuentstehung des Staates Österreich gestalten sich schwierig und doch hoffnungsvoll. Diesem historisch spannenden Thema widmet sich eine neue ORF-III-„zeit.geschichte“-Dokumentation von Thomas Hackl und Martina Hechenberger, die gestern, am Donnerstag, dem 16. Oktober 2025, in Anwesenheit von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie zahlreichen Premierengästen im Museum Arbeitswelt in Steyr präsentiert wurde. „Zwischen Sowjets und Amerikanern – Besatzungszeit in Österreich“ ist erstmals am Samstag, dem 18. Oktober, um 20.15 Uhr in ORF III und auf ORF ON zu sehen.
Peter Schöber, Programmgeschäftsführer ORF III:
",Nur, wenn wir die Vergangenheit kennen, können wir die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.’ Diese Aussage von Hugo Portisch trifft auf die gegenwärtige geopolitische Situation mehr denn je zu. Es ist daher eine wesentliche Aufgabe von ORF III als öffentlich-rechtlicher Sender, unserem Publikum historische und zeitgeschichtliche Zusammenhänge zu vermitteln. Gerade die Besatzungszeit in Ostösterreich hat Auswirkungen bis in die Gegenwart. Dieses Verständnis unserer jüngsten Vergangenheit kann aber nur durch die enge Zusammenarbeit mit Historikerinnen und Historikern erfolgen, im gegenständlichen Fall vor allem mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung mit Barbara Stelzl-Marx an der Spitze, das in den vergangenen Jahren die Zeit der alliierten Besatzung mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen umfassend aufgearbeitet hat. Ich danke allen Expertinnen und Experten sowie unseren Partnerinnen und Partnern, insbesondere dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich sowie der Stadt Linz, die dieses Projekt unterstützt haben."
Martin Hagmayr, Historiker und Abteilungsleiter Museum Arbeitswelt:
„Im Museum Arbeitswelt setzen wir uns intensiv mit der Vermittlung von Demokratie an die junge Generation auseinander. Besonders spannend ist dabei der Blick auf die Jahre 1945 bis 1955. Eine Zeit, in der es trotz unglaublicher Herausforderungen gelang, ein friedliches und demokratisches Österreich aufzubauen. Der Weg dorthin war schwierig und er hätte, wie der Blick auf andere Länder zeigt, auch anders verlaufen können. Diese Rückschau macht deutlich, wie wertvoll und schützenswert Demokratie und Frieden sind.“
Thomas Hackl, Produzent und Regisseur:
"Wer weiß heute noch, dass Steyr und das Mühlviertel nach Kriegsende geteilt waren, Linz jedoch nicht, wenn auch nur für drei Monate? Daher ist es uns besonders wichtig, mit Zeitzeugen über diese Situation zu sprechen, denn emotionale Erinnerungen sind eine andere Informationsquelle als mehrfach gecheckte Fakten von Historikern. Letztere sind natürlich als Zusatz unabdingbar. Da es jedoch immer schwieriger wird, noch lebende Zeitzeugen zu finden, wird es eine Herausforderung für Zeitgeschichte-Dokumentationen über die Zeit um den Zweiten Weltkrieg, noch neue, aus erster Hand erzählte Geschichten zu bekommen. Für Filmemacher wird in vielen Fällen eine neue Herangehensweise notwendig sein.

Mehr zum Inhalt des Films:

Durch die erste Grenzziehung der Besatzungsmächte sind Regionen, Städte und Gebiete geteilt. Das macht das alltägliche Leben im beschädigten Nachkriegsösterreich mancherorts besonders schwierig. Erst nach drei Monaten werden die endgültigen Besatzungszonen festgelegt. Die Demarkationslinie zwischen amerikanischen und russischen Gebieten wird streng bewacht. Die Stadt Steyr und das Mühlviertel sind bis Ende Juli 1945 geteilt. Danach fällt Steyr-Ost den Amerikanern zu, das Mühlviertel den Sowjets, wodurch die Grenze an der Donau und durch Linz verläuft. Die Soldaten der Besatzungsmächte wohnen in beschlagnahmten Schlössern genauso wie in privaten Häusern und Bauernhöfen. Zusätzlich zur schwierigen Versorgungslage leben hunderttausende gestrandete Menschen in Lagern – befreite Zwangsarbeiter, überlebende KZ-Häftlinge, Flüchtlinge und deutschsprachige Vertriebene. Tausende Gerichtsverfahren zu NS-Verbrechen werden seitens der Alliierten abgehalten, zahlreiche Verurteilungen folgen. Die westlichen Alliierten unterstützen den Wiederaufbau Österreichs mit Hilfsprogrammen. In sowjetisch besetzten Gebieten erfolgen Plünderungen durch die Besatzer, später errichten diese USIA-Betriebe und -Geschäfte.
Während de jahrelangen Besatzungszeit findet jedoch auch ein kultureller Austausch statt. Es entstehen Beziehungen auf privater Ebene, Eheschließungen sind aber nur schwer möglich – das Leben gemeinsamer Kinder nicht einfach. Nach und nach kehren die Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück, die Verhandlungen zum Österreichischen Staatsvertrag beginnen und die Kontrollen an den Zonengrenzen werden ab 1953 eingestellt. 1955 endet mit der Unterzeichnung des Staatsvertrags auch die Besatzung – Österreich ist frei und geeint.
„Zwischen Sowjets und Amerikanern – Besatzungszeit in Österreich“ ist eine Koproduktion von ORF III Kultur und Information, Thomas Hackl Film und MINAPictures, gefördert vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, Land Niederösterreich, Land Oberösterreich und der Stadt Linz.
Weitere Details zum Programm von ORF III Kultur und Information sind unter tv.ORF.at/orf3 abrufbar.