ORF/Thomas Jantzen
ORF-Neujahrskonzertballett 2024: Davide Bombana choreografierte glitzernden Walzerrausch Marke Susanne Bisovsky
Seit dem Jahr 1960 ist das vom ORF produzierte Neujahrskonzertballett alljährlicher Fixpunkt der ORF-TV-Übertragung des weltberühmten Konzerts der Wiener Philharmoniker. Auch am 1. Jänner 2024 werden besondere Auftritte des Wiener Staatsballetts zu zwei ausgewählten Musikstücken die Live-Produktion (ab 11.15 Uhr in ORF 2) veredeln. Für die bereits Ende dieses Sommers unter der Regie von Neujahrskonzert- und Ballett-Routinier Michael Beyer abgedrehten Tanzeinlagen hat – nach 2012, 2015 und 2018 – der Italiener Davide Bombana die Choreografie übernommen. Als Designerin der prachtvollen wie kostbaren Kostüme gibt die in Wien lebende Modeschöpferin Susanne Bisovsky ihr Neujahrskonzertballett-Debüt. Vor der Kamera standen mit den Tänzerinnen Olga Esina, Ketevan Papava, Hyo-Jung Kang, Ioanna Avraam, Elena Bottaro sowie den Tänzern Brendan Saye, Eno Peci, Masayu Kimoto, Giorgio Fourés und Zsolt Török zehn herausragende Solistinnen und Solisten des Wiener Staatsballetts.
Bombana: „Wunsch von Liebe, Leichtigkeit und Freiheit“
„Es ist für mich immer eine große Ehre und riesige Freude, mit den tollen Tänzerinnen und Tänzern des Wiener Staatsballetts arbeiten zu können“, schwärmt der gebürtige Mailänder Davide Bombana. „Es ist mein viertes Neujahrskonzert, außerdem habe ich mit der Compagnie noch zwei abendfüllende Ballette in der Oper kreiert. Die Erfahrung aus dieser langjährigen Zusammenarbeit mit den hochbegabten Künstlerinnen und Künstlern erlaubt es mir, meine Arbeit mit totaler Freiheit und Zuversicht völlig zu genießen. Dafür bin ich immer wieder so dankbar“, sagt der ehemalige Tänzer über sein jüngstes Engagement für das TV-Ballett. Choreografiert hat er zwei Walzer zu zwei besonderen Kompositionen: zu dem erstmals bei einem Neujahrskonzert erklingenden „Ischler Walzer“ aus dem Nachlass von Johann Strauss Sohn, mit dem die Wiener Philharmoniker und der ORF Bezug auf das Projekt Europäische Kulturhauptstadt „Bad Ischl Salzkammergut 2024“ nehmen, sowie zum Walzer „Wiener Bürger“ von Carl Michael Ziehrer. Auch die Drehorte zu beiden Tanzeinlagen wurden erstmals als Schauplätze für das Neujahrskonzertballett gewählt. So entstand der von einem Paar getanzte „Ischler Walzer“ in der Kaiservilla sowie im angrenzenden Marmorschlössl in Bad Ischl. Bombanas zweite Choreografie zum Walzer „Wiener Bürger“ wurde von fünf Tanzpaaren in der im Waldviertel gelegenen Rosenburg aufgenommen.
An einem historisch bedeutenden Ort wie Bad Ischl zu drehen, der außerdem Teil der Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ist, empfand Davide Bombana als „eine große Verantwortung. Bad Ischl, dieses idyllische Städtchen mit der imposanten Kaiservilla, ist so stark mit der Figur der Sissi verknüpft, da wollte ich keine direkte Geschichte über die Figur der Kaiserin erzählen. Aber als Ausgangspunkt habe ich mir eine adelige, mächtige Frau vorgestellt, die – erstickt von ihrer Position und Verantwortung – an einem bestimmten Punkt ihres Lebens einen Tagtraum hat. Darin wird ihr Wunsch nach Liebe, Leichtigkeit und Freiheit für einen Moment real“, verrät Bombana. Verkörpert wird die Protagonistin von der „ausdrucksstarken Ballerina“ Ketevan Papava, so Bombana. Gemeinsam mit dem Solisten Eno Peci interpretiert die Erste Solotänzerin des Wiener Staatsballetts in den ehrwürdigen Ischler Gemäuern diese elegisch-träumerische Geschichte.
Die zweite Walzer-Choreografie beschreibt der charismatische Italiener als „Tanz-Huldigung mit fünf wunderschönen Tanzpaaren, angeführt von der glänzenden Primaballerina Olga Esina. Es wird außerdem am Anfang und Ende des Balletts noch ein mit der Rosenburg stark verbundener weiterer Star in Erscheinung treten, den ich aber nicht verraten will“, so Bombana.
Bisovsky: „Kunstvoller Spagat zwischen eigener Vision und dem, was Tanz und Choreografie zulassen“
Voll des Lobes ist der Choreograf für die prächtigen Ballettroben: „Susanne Bisovsky hat mit ihren genialen Kostümen etwas Wunderschönes, Inspirierendes und sehr Persönliches in die Produktion eingebracht. Eine tolle Frau und Künstlerin mit einer so warmen und offenen Persönlichkeit: Es war mir eine Freude, sie kennenzulernen und mit ihr zu arbeiten“, streut Bombana Rosen.
Die international renommierte Modedesignerin bringt in ihrer bisherigen Arbeit ihre Vorstellung eines unverfälschten und charmanten Wiens zur Geltung und widmet sich demgemäß der Reanimation dessen, was sie als „Wiener Chic“ bezeichnet. Neben der Tätigkeit als Modeschöpferin haben Engagements an der Wiener Staatsoper, dem Teatro alla Scala in Mailand oder den Salzburger Festspielen auch ihren Blick für die Bühne und das Ballett geschärft. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis man in Sachen Walzer und Neujahrskonzert an Susanne Bisovsky herantrat. Die in Wien lebende gebürtige Linzerin, die während ihrer erfolgreichen Laufbahn mit großen Namen wie Jean-Charles de Castelbajac, Marc Bohan, Vivienne Westwood, Helmut Lang oder Kathleen Madden gearbeitet hat, begeistert sich auch persönlich für das weltweit ausgestrahlte musikalische Begrüßungsritual des neuen Jahres. „Das Neujahrskonzert war von klein auf ein Fixpunkt in der Familie und der Beginn des neuen Jahres. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal Teil dieser Inszenierung sein würde. Einige Jahreswechsel und Ballettproduktionen an der Wiener Staatsoper später ist es nun Realität geworden. Trotzdem bleibt ein kunstvoller Spagat zwischen der eigenen Vision von idealen Kostümen und dem, was Tanz und Choreografie zulassen“, erzählt Bisovsky.
Zur Herausforderung, für die Bühne zu kreieren im Vergleich zur Arbeit für Prêt-à-porter und Couture, sagt die Designerin: „Interessanterweise wurde im Großen und Ganzen bei all meinen Tätigkeiten für die Bühne stets der Stil angefragt, den ich repräsentiere und erst in zweiter Linie ein Kostümbild. Die Arbeit an Ballettkostümen selbst wird dann – so simpel das auch klingen mag – letztendlich von der Schwerkraft geprägt, und dass alles gut sitzt und gut fällt, wenn die Solistinnen und Solisten wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten, aufsetzen.“ Mit Hilfe herausragender Handarbeiterinnen, Stickerinnen sowie Stoffkreateure und unter Einsatz Tausender Swarovski-Kristalle verwandelte Susanne Bisovsky das Neujahrskonzertballett in einen glitzernden Walzerrausch: „Als Willkommensbotschaft der Begeisterung, der Hingabe, des Könnens dieses an Talenten reichen großen kleinen Landes“, wie die Modeschöpferin meint. Denn: „Irgendwas gibt’s überall“.
Das Neujahrskonzertballett ist eine Koproduktion von ORF und Wiener Philharmonikern.