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50 Jahre Ö1: „Sounds of ‘67“ – der Ö1-Musiktag am 15. August

Im Rahmen des ganzjährigen Ö1-Schwerpunktes „Baujahr 67“ unternimmt Ö1 am Dienstag, den 15. August eine ganztägige musikalische Zeitreise mit und rund um Musik aus dem Jahr 1967.
Popmusikalisch ist 1967 aus vielen Gründen ein legendäres Jahr: „Summer of love“, die Debütalben von Leonard Cohen und Jimi Hendrix. Doch auch in allen anderen Musikgenres passiert Bemerkenswertes: 1967 erscheint beispielsweise die erste Aufnahme von Claudio Monteverdis Marienvesper mit Nikolaus Harnoncourt in damals noch heftig diskutierter historischer Aufführungspraxis und mit Originalinstrumenten besetzt. Leonard Bernstein veröffentlicht in diesem Jahr ein Buch mit dem bis heute schönen und gültigen Titel „The Infinite Variety of Music“. Dies ist auch das Ö1-Motto für den 15. August, der musikalisch ganz dem Jahr 1967 gewidmet ist. Mit einer vielleicht nicht unendlichen, aber doch erstaunlichen musikalischen Vielfalt in allen Sendungen.
Beginnend mit der „Ö1 Klassiknacht“ (1.03 Uhr) über „Guten Morgen Österreich“ (6.05 Uhr) und „Erfüllte Zeit“ (7.05 Uhr) zu einem knapp zweistündigen „Pasticcio Spezial“ (8.15 Uhr) – die Sendungen haben die „Sounds of ‘67“ zum Inhalt oder greifen diese thematisch auf. Um 10.05 Uhr besuchen die „Hörbilder Spezial“ Leon Hendrix in Los Angeles: „Jimi and me.“ lautet der Titel des Features über den jüngeren Bruder von Jimmy Hendrix. Ab 11.03 Uhr überträgt Ö1 in der „Matinee“ live von den Salzburger Festspielen ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti, am Klavier: Yefim Bronfman. Zu hören sind Johannes Brahms‘ Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur und Peter Iljitsch Tschaikowskys 4. Symphonie.
„McCoy Tyner: The Real McCoy“ ist das Thema der „Milestones“ ab ca. 13.20 Uhr. Der Pianist McCoy Tyner nimmt, nachdem er die musikalische Entwicklung des John Coltrane Quartetts nicht mehr mitgehen kann und will, im April 1967 als Leader eines Jazzquartetts das Album „The Real McCoy“ auf. Die Musik klingt anders: viel erdiger, funkiger und unbeschwerter als bei Coltrane. Nicht zuletzt dank des immer ein bisschen unterschätzen fabelhaften Tenorsaxofonisten Joe Henderson. In „Selten wie ein Feiertag“ (14.05 Uhr) ist der Journalist Wolfgang Burtscher zu Gast. Er präsentiert ein Wunschprogramm „1967“ aus der Perspektive eines österreichischen Journalisten aus dem „Ländle“, wo sich die Sprengkraft dieses Jahres besonders bemerkbar machte: „Spiel auf dem See“ in Bregenz mit hervorragend gemachter aber ebenso konventioneller leichter Unterhaltung und parallel dazu die ersten Schritte von Leuten wie „Ray und Mick“ alias Reinhold Bilgeri und Michael Köhlmeier und anderen, die beim ORF Landesstudio Vorarlberg ihre ersten Lieder aufnehmen – die Geburtsstunde des Austropop.
„Apropos Musical“ begibt sich ab 15.05 Uhr auf die Spuren des „Musicaljahrgangs 1967“: Höhepunkte des angloamerikanischen Unterhaltungstheaters in jenem Jahr schließen die New Yorker Uraufführungen von „Hair“, „Ilya Darling“ („Never on Sunday“) und „Hallelujah Baby“ ein. Am Londoner Westend hatten „Sweet Charity“ und „Fiddler on the Roof“ Premiere, und auch auf der Kinoleinwand erschienen preisgekrönte Musicals, darunter Lerner & Loewes „Camelot“ und „Doctor Dolittle“. Neues aus der Welt der „Hörbücher“ steht um 16.00 Uhr auf dem Ö1-Programm. U.a. wird aus Anlass des 50. Jubiläums des Romans „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez diese Familiengeschichte als Hörbuch mit Ulrich Noethen als Erzähler vorgestellt, Wolfram Berger erzählt „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ und „Requiem für Ernst Jandl“ heißt Friederike Mayröckers leidenschaftliche, aber unsentimentale Hymne auf eine große Liebe. Für den musikalischen Rahmen sorgen Werke aus dem Jahr 1967 von Bob Dylan, Jefferson Handkerchief, Dizzy Gillespie, Leonard Cohen und Antonio Carlos Jobim.
„Edek Bartz‘ Hits 1967“ sind Thema der „Spielräume Spezial“ ab 17.10 Uhr. Zunächst Plattenverkäufer im Doblinger Verlag in Wien, dann Manager der Agentur „Stimmen der Welt“: Edek Bartz ließ in den 1950ern und -60ern das Wiener Konzerthaus mit Auftritten von Jimmy Hendrix und anderen erzittern – mit bis dahin ungewohntem Verstärkungs-Equipment. 1967 brachte er den Summer of Love Song für Song auch nach Österreich. Songs, die er in diesem Jahr besonders gern gehört hat, präsentiert der bis heute bekennende Fan des Starclub Hamburg in den „Spielräumen“, u.a. von Velvet Underground, The Cream, Scott Mc Kenzie, Eric Burdon, Joan Baez, Jimi Hendrix und The Doors.
Ab 18.15 Uhr ist in „Mit.Schnitt“ Musik aus dem Großen Sendesaal aus dem Jahr 1967 zu hören: Ein bunter Fleckerlteppich aus Aufnahmen kreuz und quer durch das Gründungsjahr von Ö1. Und ein neues Kennenlernen jener Klangkörper, die vor dem ORF-Radio-Symphonieorchester und der ORF-BigBand das musikalische Geschehen in Österreich und konkret im Wiener Funkhaus belebt und maßgeblich mitgestaltet haben.
„Das Ö1 Konzert“ bringt ab 19.30 Uhr die erste „Originalklangaufnahme“ von Claudio Monteverdis „Marienvesper“, die 1967 im damals noch sehr neuen Klanggewand der „Originalinstrumente“ erschien. Nikolaus Harnoncourt hatte die Neueinrichtung der Partitur übernommen und den Orchesterpart mit seinem Concentus musicus Wien einstudiert, dazu kamen sechs Vokalsolisten, die Choralschola der Capella Antiqua München sowie der Monteverdichor Hamburg; Leiter der Aufnahme zur 300.Wiederkehr des Geburtstages von Monteverdi war Jürgen Jürgens. Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzte und eine völlige Neubewertung des „Divino Claudio“ auslöste, da mit einem Schlag die ungeheure Spannung, Kraft und Originalität seiner Sakralmusik hör-und erfahrbar gemacht wurden.
„Wendejahr 1967 – Aufbruch aus der Nachkriegs-Musikwelt“ ist Thema des „Ö1 Extra“ um 22.05 Uhr. Für die Musik-Szene in Österreich ist 1967 ein Wendejahr. Vieles bahnt sich an: Friedrich Gulda bereitet die Musikforen Ossiacher See vor, die Innsbrucker Jugendkulturwochen machen in Protesten und Disputen ihr nahendes Ende absehbar, an der Grazer Akademie für Musik wird viel organisatorische und pädagogische Energie in die Überwindung der NS-Zeit investiert, für Harald Kaufmann, den Pionier der Forschung an jüdischer Kultur wird 1967 das Institut für Wertungsforschung begründet. In steirischen Politik-Kreisen wird der steirische herbst erfunden, er ist ab 1968 Forum und vorgezeichneter Raum für die Avantgarde-Kunst. Jazz findet in Graz Eingang in die akademischen Ausbildungsstrukturen und sogleich in Heinz Conrads einen prominenten Zweifler. Nicht nur Ansätze zur konsequenten Aufarbeitung des verfemten jüdischen Erbes sondern auch zu dessen Wiedererlangung bereichern das Musikleben: Die Wiener Festwochen geben den ersten kompletten Gustav-Mahler-Zyklus und bekennen sich damit zum Repertoire, das in der NS-Zeit als „entartete Kunst“ diffamiert und verboten war.
Zum Abschluss des „Sounds of ‘67“-Tages macht sich der Jazzmusiker Wolfgang Puschnig „Gedanken“ (00.05 Uhr) über die Heimat und die Sehnsucht nach der Welt.

Das Programm im Detail: