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Ö1: „Hörspiel des Jahres 2017“ ist „Oper!“ von Friederike Mayröcker – „Hörspielpreis der Kritik“ für Mischa Zickler

Vera Borek wurde im ORF-RadioKulturhaus als „Schauspielerin des Jahres“ geehrt
Bei der vom ORF zum 25. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten Hörerinnen und Hörer aus 19 Neuproduktionen des Jahres 2017 ihr „Hörspiel des Jahres“. Das Publikum hat sich mit klarer Mehrheit für Friederike Mayröckers Hörstück „Oper!“ in einer Bearbeitung von Otto Brusatti entschieden. Der zum elften Mal vergebene „Hörspielpreis der Kritik“ geht an „Spaziergänge eines einsamen Träumers“ von Mischa Zickler. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ am Freitag, den 23. Februar im Wiener ORF-RadioKulturhaus bekannt gegeben. Als „Schauspielerin des Jahres“ wurde Vera Borek geehrt. Das „Hörspiel des Jahres“ wird am Samstag, den 24. Februar um 14.00 Uhr in Ö1 ausgestrahlt. Mischa Zicklers Stück wird im „Ö1 Kunstsonntag“ am 25. Februar ab 23.00 Uhr wiederholt. Weiters wurden die Siegerprojekte von Track 5‘, dem Ö1 Wettbewerb für Kurzhörspiele, präsentiert. Diese sind am 3. März im „Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr) zu hören.
Das diesjährige „Hörspiel des Jahres“ ist Friederike Mayröckers „Oper!“. Die große Poetin der deutschsprachigen Literatur beschreibt in ihrem Text, zum Teil auch autobiografisch, das Sich-Zurück-Ziehen als Schutz vor dem Alter und zugleich den Aufstand dagegen. Mayröckers Text ist auch ein Resümee über ihr Leben und Schaffen. Es ist ein Text voll mit Bildern, durch die die schreibende, sinnierende Mayröcker mit ihrer Stimme führt. Mit der Musik der Gruppe „Mischwerk“ und den Stimmen von Mirjam Jessa und Bernhard Majcen entstehen Wortgemälde, geprägt von Wiederholungen und einer zarten, melancholischen Grundstimmung. „Oper!“ ist die Hörspielfassung eines Bühnenstücks, das im Sommer 2017 mit großem Erfolg im Kurhaus Semmering aufgeführt wurde. Regie führte dort, wie auch in der Hörspielfassung, Otto Brusatti.
Den zweiten Platz bei der Publikumswahl zum „Hörspiel des Jahres“ belegt „Die Zauberflöte“. Regisseur Leonhard Koppelmann hat Emanuel Schikaneders Libretto wortgetreu als Hörspiel umgesetzt – ohne die Musik von W.A. Mozart. Mit Petra Morzé als Königin der Nacht, Pippa Galli als Pamina, Laurence Rupp als Tamino, Matthias Franz Stein als Papageno, Peter Scholz als Monostatos, Albert Fortell als Sarastro, Johannes Silberschneider als Priester und Daniela Golpashin als Papagena. Die Musik für die Hörspielfassung stammt von Peter Kaizar. Diese Produktion ist in der Edition Ö1 auch als CD erschienen.
Den dritten Platz erreichte „Grünmandl oder Das Verschwinden des Komikers“. Andreas Vitásek hat gemeinsam mit Otto Grünmandls Sohn Florian und Regisseur Martin Sailer aus Texten des 1924 geborenen und im Jahr 2000 verstorbenen Tiroler Autors und Kabarettisten Otto Gründmandl ein Hörspiel erstellt - kein Album der größten Erfolge des Tirolers, kein Nachempfinden in Stil und Ton, sondern der Versuch einer eigenständigen Interpretation durch Andreas Vitásek.

Vergabe des „Hörspielpreis der Kritik“ für „Spaziergänge eines einsamen Träumers" von Mischa Zickler

Seit 2007 wird im Rahmen der „Ö1 Hörspiel-Gala“ auch der „Hörspielpreis der Kritik“ vergeben. Die Jury aus Literatur- und Kulturkritiker/innen der „Salzburger Nachrichten“, der „Presse“, der „Kleinen Zeitung“ und des „Standard“ wählte das Stück „Spaziergänge eines einsamen Träumers“ von Mischa Zickler (Musik: Thomas Rabitsch). Burgtheaterschauspieler Markus Meyer verkörpert darin den griesgrämigen Spaziergänger Jean-Jaques Rousseau, der von einem aufdringlichen Journalisten, gespielt von Claudius von Stolzmann, bedrängt wird. Auf diesen Ausflügen diskutieren Rousseau und der junge Journalist Jakob auch Themen aus dem Werk Rousseaus wie die Frage nach der Legitimität von Privateigentum. Das Hörspiel wurde tatsächlich in der Natur aufgenommen und holt den großen Denker Rousseau auf humorvolle Weise in die heutige Zeit. Die Jury rühmte das Stück als „heiteres Rousseau-Seminar“: „Hier wird Philosophie nicht plump ausgewalzt, sondern angedeutet, eingespielt, ein bisschen herumjongliert, charmant, witzig und tiefsinnig“, so Hedwig Kainberger, Kulturchefin der „Salzburger Nachrichten“, in ihrer Laudatio. „Wir möchten dieses Hörspiel auszeichnen, weil es zum Hören verführt - und das ist ja das eigentliche, was ein Hörspiel zu leisten hat. Wir möchten es wegen der großartigen Schauspieler, allen voran Markus Meyer, und wegen der fulminanten Tontechniker auszeichnen. Allein das, was dieses Hörspiel jenseits der Stimmen bietet, ist hörenswert.“

Track 5‘ - die Siegerstücke des Ö1 Wettbewerbs für Kurzhörspiele

„Das ist kein Spiel“ war das Motto des Kurzhörspiel-Wettbewerbs Track 5‘, den Ö1 jedes Jahr mit der schule für dichtung ausschreibt. Aus der Rekordzahl von 121 Einreichungen hat eine Jury zehn Kurzhörspiele gewählt: Platz 1 und damit 1.000,- Euro Preisgeld ging an Malte Abraham für „Die Vollkommenheit der Fugen“ - ein absurd-komisches Mini-Drama über einen Mann, der seit 14 Tagen in der Badewanne liegt. Der Gewinner des zweiten Preises mit 500,- Euro ist Michael Crombach mit seinem Hörspiel „Das ist Kains Spiel“. Seine Sound-Collage reflektiert über biographische Fragen, Ansprüche der Gesellschaft und politische Fakten. Platz drei mit ebenfalls 500,-Euro ging an „Gratwanderung“ von .aufzeichnensyteme (Hanne Römer) – eine von Ukulele-Spiel begleitete akustische und sprachliche Reflexion über die Liebe. Zusätzlich vergab die schule für dichtung zum fünften Mal einen Sonderpreis, der mit 1.000,- Euro dotiert ist und dieses Jahr an Sveta Schwin ging. Ihr Hörspiel „Mein Mitleid mit den Dingen“ ist ein emphatischer Monolog, der von hinabfallenden Gegenständen erzählt.

Vera Borek „Schauspielerin des Jahres 2017“

Seit 1997 wählt eine Fachjury aus Hörspielregisseurinnen und -regisseuren gemeinsam mit der Ö1-Hörspiel-Redaktion die Hörspiel-Schauspielerin oder den Hörspiel-Schauspieler des Jahres. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an die Schauspielerin Vera Borek. Vera Borek wurde ausgezeichnet für ihre herausragenden Leistungen im Hörspieljahr 2017 und für ihr Lebenswerk. Laudator Peter Kaizar, Hörspiel-Regisseur und Komponist, würdigte Vera Borek als „eine, die die Sprachkunst pflegt und verfeinert“ und die „mit sparsamen Mitteln und großer Sprachsensibilität in aller Angemessenheit einen Text umsetzt.“ Er selbst schätzt die 1940 in Breslau geborene Schauspielerin seit Jahrzehnten und betonte zudem ihren „charakteristischen Ausdruck und ihre aufrechte, fast erhabene Erscheinung“. Ö1-Hörerinnen und -Hörer kennen Boreks Stimme aus Hörspielen von Elfriede Jelinek, Barbara Frischmuth, Brigitte Schwaiger, Margret Kreidl, Peter Rosei und Andreas Renoldner. Zuletzt war Vera Borek in „Die Schuhe der Braut“ von Magda Woitzuck (2017) und „Nur kurze Zeit noch“ von Peter Kaizar (2017) zu hören. Insgesamt sind es 39 Hörspiele, in denen Vera Borek bis jetzt mitgewirkt hat, darunter „Kinderspiel“ von Margret Kreidl (2007), „Minotaurus kehrt heim“ von Peter Rosei (2004), „Anstandslos“ von Barbara Frischmuth (1992), „Die Böck, die Kinder und die Fisch“ von Brigitte Schwaiger (1979) und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Heinrich Böll (1977).